Dynamische Preismodelle spalten Händler und Konsumenten (wie kürzlich berichtet). Zumindest in den USA ist es legal, im Internet - wie auch in regulären Läden - unterschiedliche Kunden zum selben Zeitpunkt mit unterschiedlichen Preisen zu ködern.
Wissenschaftler der Wharton Universität finden nichts Unmoralisches an solch einer Preispolitik. Dynamische Preise seien gängige Praxis, spätestens seit es Basare gibt, argumentieren sie. Freie Marktpreise seien weit verbreitet und eher die Norm als "künstlich" erzeugte Festpreise. (What Consumers -- and Retailers -- Should Know about Dynamic Pricing)
Sie fordern sogar: "Unternehmen sollten variablen Preismodellen den Vorzug geben. Wenn Händler fixe (Niedrig-)Preise verlangen, nur, um alle glücklich zu machen, dann lassen sie definitiv Geld auf der Straße liegen."
Unterschiedliche Preise zu unterschiedlichen Tageszeiten, unterschiedliche Preise für ein und dasselbe Produkt - auch wenn es kundenseitig zu Beschwerden kommen könne, seien die Menschen im Grunde an Preiseunterschiede gewöhnt.
Variable Preise kommen in mannigfacher Form vor, zum Beispiel als Kinder- und Seniorenermäßigungen. Auch beim Autokauf oder bei der Kreditaufnahme können die Konditionen variieren - je nach Vorwissen, Verhandlungsgeschick und Bonität des Kunden.
Die Marketing-Experten der Wharton Universität plädieren für variable Preismodelle, gerade im Internet: Das Internet bietet vielerlei Möglichkeiten, doch die Unternehmen seien noch zu unkreativ: "Sie suchen nach Schwarz-und-Weiß-Lösungen" statt mit unterschiedlichen Modellen herumzuexperimentieren.
Letzlich würden diejenigen Unternehmen am meisten von dynamischen Preismodellen profitieren, die möglichst viel ausprobieren - und die unterschiedlichen Kundengruppen immer wieder unterschiedliche Preisangebote machen. Nur so finden sie heraus, wie sich das Einkaufserlebnis des Kunden steigern und zugleich höhere Einnahmen und Gewinne erzielen lassen.
"Ich freue mich schon auf die Zeiten", meint ein Experte, "wenn wir elektronische Preislabels an den Ladenregalen haben, so dass Händler ihre Preise im Laufe des Tages oder abhängig vom Kunden, der gerade vorbeimarschiert, verändern können. Natürlich werden Unternehmen Versuche in dieser Richtung machen, und einige werden sich dumm anstellen. Aber andere werden Wege finden, um damit Kunden anzuziehen und sich gute Einnahmen zu sichern.
Die Wharton-Wissenschaftler haben als Reaktion auf eine allzu negative Studie jede Menge guter Argumente für dynamische Preise gesammelt, die vor allem aufzeigen, wie überaus facettenreich das Thema ist. Und wie wenig der (Internet-)Handel die Ansätze noch nutzt.
Letzte Kommentare