Immer noch erstaunlich wenige Experten befassen sich mit der Frage, wie der Online-Handel in einer schnellen, hochgradig vernetzten Welt eines "World Live Web" aussehen könnte. Wie schon kurz dargestellt, könnte dies erdrutschartige Folgen für den klassischen E-Commerce haben, der es ja gerne eine Spur gemächlicher angeht.
Erdrutschartig deshalb, weil viele der Überlegungen auf eine Kernfrage hinauslaufen: Wie lässt sich der klassische Handel ausschalten? Wie können alternative (Business-)Modelle aussehen, in dem Kunden und Hersteller direkt miteinander handeln? (Und wie leicht man in einen Peer-To-Peer-Strudel geraten kann und wie schnell einen der nach unten ziehen kann, das zeigt ja gerade sehr lebhaft die Sinnkrise (bzw. die Umsatzeinbrüche) in der heutigen Musikindustrie.)
Die Supernova-Konferenz hat sich im letzten Sommer in einer Workshop-Serie mit "Connected Platforms" und "Decentralized E-Commerce" befasst:
"The world of e-commerce today is dominated by centralized business models, blown up to immense proportions by the reduced friction and increased velocity of the Internet.
The next intriguing phase supports decentralized commerce, allowing myriad small players across entire industries to connect directly.
This workshop track, presented by CommerceNet, will discuss the challenges and opportunities facing innovative models for decentralized commerce.
Der Leiter der CommerceNet Labs, Dr. Rohit Khare, beschreibt seine Zielsetzung deshalb auch wie folgt:
"To study, design, and implement
distributeddecentralized systems that will change the world. [...] As Director, I am working with our Board to recruit an R&D team focused on the new challenges of decentralized commerce."
Sah sich das CommerceNet schon in der New Economy in einer Vordenkerrolle, so hat es diesen Anspruch auch in der bevorstehenden "Now Economy". Das Forscherteam befasst sich intensiv mit dezentralen E-Commerce-Konzepten und forscht unter anderem an einem dezentralen Ebay:
"zBay (as in decentraliZed) is an ecommerce scenario we’re exploring at CommerceNet, that involves literally blowing up today’s centralized ecommerce ecosystems. Think eBay without an eBay in the center!"
CommerceNet-Gründer Marty Tenenbaum stellt einige der Ideen und Denkansätze in seinem Papier "AI Meets Web 2.0: Building the Web of Tomorrow, Today" (PDF) vom Dezember 2005 vor. Darin skizziert er auch die Möglichkeiten und die Folgen eines Real Time Web ("World Live Web") für den Online-Handel:
"Once millions of players can directly subscribe to offers to buy and sell, they’ll invent many new business models and ways to add value."
Er beschreibt die neuen Services (RSS-Dienste, etc.) auch als "Personal Agents" und greift damit eine Lieblingsidee der "Künstlichen Intelligenz" auf. Ein interessantes Papier, dem man zwar anmerkt, dass es technisch inspiriert ist, das aber auch aus Business-Warte lesenswert ist.
Die Supernova-Konferenz wird sich auch in diesem Jahr mit "Connected Innovators" befassen. Deshalb haben wir Supernova 2006 schon mal in die wachsende Liste unserer Kongress-Tipps aufgenommen.
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