Barry Dillers InterActiveCorp (IAC) hat sich gerade den angesehenen TV-Veteran Michael Jackson, der in England Channel 4 groß gemacht hat und zuletzt die Fernsehaktivitäten bei der Universal-Gruppe geleitet hat, als "President of Programming" geholt.
Ein Programmdirektor für ein E-Commerce-Unternehmen? Was man bisher nur von Webportalen wie Yahoo, AOL oder T-Online kannte, ist ein Novum im Shoppingbereich.
Der spontane Reflex der Berichterstatter war deshalb ebenso schlicht wie absehbar: IAC will mit eigenem oder zugekauftem Content ins Online-Videogeschäft einsteigen. Kann sein oder auch nicht. In jedem Fall greift dieser Denkansatz zu kurz.
Denn in IAC stecken weitaus mehr Potenziale: Auch wenn IAC seine Reiseaktivitäten (Expedia, Hotels.com, TV Travel Shop, etc.) der Übersichtlichkeit halber kürzlich abgespalten hat, bleibt die Expedia-Gruppe IAC weiterhin freundschaftlich verbunden.
Doch auch das verbliebene IAC-Portfolio hat es durchaus in sich, wie die Übersicht links zeigt: Aus einer Fülle von Basisdiensten lassen sich immer wieder neue Spezial- und Nischenangebote stricken - wie zuletzt das IAC-eigene Geschenkeportal Gifts.com.
Im Wesentlichen gehören zu IAC heute neben dem größten US-Ticketverkäufer Ticketmaster die populäre Datingseite Match.com, zahlreiche Immobiliendienste und inzwischen auch eine breite Palette von Such- und Informationsdiensten wie Ask.com, Bloglines oder Citysearch.
Der Schwerpunkt liegt jedoch weiterhin im Handelsbereich: Neben klassischen Teleshoppingsendern wie HSN und America´s Store (USA), HSE24 (D), Shop Channel (Japan) gehören Auktionssender wie das britische iBuy zu IAC. Hinzu kommen eine Fülle von Spezial und Nischenanbietern, die in den letzten Monaten und Jahren hinzugekauft wurden.
Alle Dienste befruchten sich bereits heute gegenseitig - und werden auf den entsprechenden Webseiten entsprechend promotet. Außerdem hat HSN schon mit dem US-Sender ABC zusammen gemeinsame TV-/Verkaufskonzepte entwickelt. Unter anderem war bei HSN Schmuck aus populären US-Serien zu erstehen, die die Darsteller in ihren Rollen trugen.
Warum also braucht IAC einen "President of Programming"? Bis auf die Online-Video-Alternative sind die Experten weitgehend ratlos. Noch die interessantesten Einordnungen finden sich im britischen Guardian und bei TMC.net News:
"IAC will look to build businesses around programming targeted to niche audiences and distributed over the Web and other digital platforms.
"This is about trying to find areas of passionate interests and genres and building business around them," Jackson said.
IAC will not seek to build a mass distributor online, such as a Web portal like Yahoo! or AOL, nor will it buy a big player, such as News Corp.'s MySpace.Instead, Jackson said the company will look to produce content with viral qualities."
Wenn man sich ansieht, was Barry Diller bzw. Michael Jackson früher gemacht haben, dann bekommt man eine Ahnung, was viraler Content bedeuten könnte:
Barry Diller hat dem TV-Sender Fox mit Serien wie The Simpsons oder Al Bundy zum Durchbruch verholfen; der damalige Channel-4-Chef Michael Jackson hat in England mit Shows wie Da Ali G Show oder Queer As Folk für Furore gesorgt.
Damit ist nicht gesagt, dass IAC nun entsprechende Formate ins Internet bringt, damit ist aber absehbar, dass beide für neue (Progamm-)Ideen stehen, die es in dieser Form vorher noch nicht gegeben hat.
Der IAC-Hauptumsatztreiber HSN zumindest hat seine Online-Abteilung schon mal umstrukturiert und mit erfahrenen Teleshopping- und E-Commerce Experten besetzt (HSN.com Reorganizes To Broaden Multichannel Opportunities)
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