Diese Woche gabs den lange erwarteten Startschuss für den dezentralen E-Commerce. Erstmals kann man sich auch anhand realer Tools Gedanken machen, wie dezentrale Shoppingkonzepte aussehen können (bzw. aussehen müssen).
Vor allem aber lässt sich auf Basis der neuen Tools überlegen, wie auch handelsseitig neue Anwendungsgebiete und Geschäftsmodelle aussehen könnten, die darauf aufsetzen. Und die es bisher vor allem deshalb noch nicht gab, weil die nötigen Voraussetzungen fehlten.
Am selben Tag wie Edgeio ("Listings from the Edge") ist Blogbuy gestartet. Was die Tools eint, ist vor allem die Kampfansage an den herkömmlichen (=hoch zentralisierten) E-Commerce: "Blogbuy Helps Blogs To Disintermediate E-Commerce-Sites", heißt es im Blogbuy-Blog.
Wie lassen sich herkömmliche Shoppingportale und Shoppingplattformen ausschalten umgehen?
"A little over a year ago we asked ourselves "now that the publishing industry has been disintermediated by blogs, what would happen to ecommerce if it too were disintermediated by blogs, so that instead of buying and selling through big sites such as Amazon or ebay you bought and sold items through blogs and rss?"
Diese Frage stellen sich gerade nicht nur die Jungs von Blogbuy, die dabei einen extremeren Weg einschlagen als Edgeio. Denn während Edgeio Anzeigen einsammelt und zentral anbietet, setzt Blogbuy auch beim Verkauf auf Dezentralität. Frank Gruber beschreibt die Unterschiede am besten.
Der dezentrale Verkauf steckt als Thema noch nicht einmal in den Kinderschuhen, deshalb sind die Phrasen von Ebay-Killer weit übertrieben. Weder Edgeio noch Blogbuy sind in der heutigen Form massen- bzw. praxistauglich.
Aber wer an ein Web 2.0 glaubt, wird erkennen, dass sich die Revolution nicht auf den Medienbereich beschränken wird, sondern auch der E-Commerce im Kern davor betroffen sein wird. (Wir verweisen immer wieder gerne auf das Beispiel Musikindustrie.)
Es gibt natürlich das klassische Argument: Bisher hat sich noch niemand beklagt, dass Ebay & Co. zu zentralistisch seien oder an Anziehungskraft verlören.
Doch Blogbuy-Gründer Michael Edwards hält dem entgegen:
"In the 90's, and even now the conventional wisdom was that A) You don't compete against ebay, and B) you don't compete against Amazon.
A) was proven wrong by craigslist which is kind of the anti-ecommerce ecommerce site in a sense because they have totally eschewed the kind of crass commercialization and walmartization that makes the user experience unenjoyable on ebay and other sites.
As far as B) is concerned, there should be no DVD only sites. Yet there are dozens of sites that sell dvds, something Amazon should clearly have the entire market for assuming that what we all believed was true.
Consider also a site like Zappos.com which sells shoes and is on target to reach $600m revenue this year. Why isn't Amazon the one doing $600m in shoe-sales?"
Das sind die Fragen, die sich Amazon, Quelle und Otto verstärkt gefallen lassen müssen. Und wer will Blogbuy, Edgeio & Co. verübeln, diese offensichtlichen Schwächen auszunutzen und Alternativlösungen zu entwickeln?
KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff hat kürzlich beim Digital Lifestyle Day beklagt: Vielen Unternehmen sei die Dringlichkeit, sich mit diesen Themen zu befassen, noch nicht einmal ansatzweise bewusst. Dem kann man eigentlich wenig hinzufügen.
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