Sicherlich eine der spannendsten Fragen ist gerade: Wann kommt der E-Commerce aus seiner (technologischen) Sackgasse heraus?
Alle Händler, die ins Internet wollten, sind drin. Alle anderen (die Masse!) kommt erst dann, wenn sie geeignetere (Shopping-)Systeme und (Verkaufs-)Lösungen vorfinden. Wer bietet als erstes eine vernünftige Komplettlösung? Wann platzt der technologische Knoten?
Beinahe alle Systemhersteller leiden unter der Zurückhaltung der Markenhersteller und anderer potenzieller Online-Händler, jeder reagiert darauf auf seine Weise (s. Was nun, Intershop?), doch den entscheidenden Schritt tut (noch) keiner.
Wer bietet dem Handel ein wirklich gutes Rundumsorglospaket?
Dabei ist es kein Geheimnis, was sich der Handel wünscht: eine Rundumsorgloslösung. Der Handel will sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren: auf den Einkauf, die Sortimentsgestaltung und den Verkauf. Alles was davon ablenkt, also sowohl die technische Plattform als auch den Versand und die logistische Abwicklung, dürfen gerne andere übernehmen.
Gehört die Zukunft also Amazon, das schon heute die Komplettabwicklung für Target, Borders und andere übernimmt, GSI Commerce, das auf ähnliche Weise rund 50 Onlineshops für Handelspartner (wie Adidas, Burberry, Timberland, etc.) bewirtschaftet oder Intershop, das seit kurzem ebenfalls auf das GSI-Full-Service-Modell setzt?
Vielleicht kommt die Lösung schneller als erwartet, wenn Google, das mit Google Base an einer neuen E-Commerce-Standardsoftware arbeitet, den Druck weiter erhöht.
Der Fischmarkt weist uns heute auf einen Artikel hin, der das aktuelle Dilemma des E-Commerce auf den Punkt bringt und deutlich macht, wo Google seine Chancen wittert:
"Google’s research – based on interviews with 20 of Europe’s top retailers – reveals a high level of dissatisfaction among retail executives about their online operations."
Wie beschrieben, baut Google sein Google Base nicht nur zur vollwertigen Shoppingplattform aus, sondern arbeitet zugleich an einem - für Shoppingdienste - neuartigen und extrem kundenfreundlichen User-Interface:
"Google would index and package the information into a consumer-friendly search engine, giving its users a virtual supermarket across a number of retail brands."
Der Artikel veranschaulicht noch einmal das Kernproblem:
"Some retailers are yet to set up their own internet operations, even though consumer purchases online have soared.
One big UK retailer with no online presence said on Wednesday that Google’s retail offer would be of interest if the internet company could also arrange for distribution."
Noch löst also auch Google Base für den Handel nur die eine Hälfte des Problems. Und deshalb bleibt die spannendste Frage offen: Wird Google es sich ähnlich einfach machen wie Ebay und viele andere und nur die Plattform bereitstellen? Oder wird es irgendwann den Amazon-Weg einschlagen und ein eigenes Distributionszentrum aufmachen?
Gewinner wären die Händler, denen der Weg ins Internet derzeit noch zu steinig ist. Verlierer wären die vielen Software-Hersteller mit ihren nichtstandardisierten Insellösungen und die Online-Händler, die jetzt schon Millionen in ihre suboptimalen E-Commerce-Lösungen gesteckt haben.
Für die Händler ist es also vielleicht gerade gar nicht so schlecht, noch ein bisschen abzuwarten. Der Knoten dürfte bald platzen: It´s time for E(asy)-Commerce!
Betrachtet man den Gesamtaufwand, den ein Händler oder ein Markenartikler betreiben muss, um über das Internet Waren an Endkunden zu verkaufen, stellt man fest, dass E-Commerce Plattform und Online Marketing nur einen kleinen Teil davon ausmachen. Richtig aufwändig sind Warenlogistik (inkl. Retourenmanagement) und Zahlungsverkehr. Und da helfen weder eBay noch Google Base.
Amazon macht es da besser, ebenso neckermann.de und otto.de mit ihren neuen Plattformen. Intershop hat ähnliches angekündigt, mit einem insbesondere für Markenartikler wichtigen Unterschied: Die Marke wird nicht auf einer fremden Plattform versteckt, wo sie ggf. neben den Artikeln direkter Wettbewerber aufgelistet wird.
Angebotstransparenz hat schliesslich auch Nachteile - für den Verkäufer!
Kommentiert von: Stefan | 17. März 06 um 08:49 Uhr