"Die Zukunft bei Karstadt gehört Quelle, nicht Neckermann", schreibt die Wirtschaftswoche in einem 14-seitigen Bericht über "die geheimen Zukunftspläne von KarstadtQuelle".
Neckermann.de solle spätestens in drei bis fünf Jahren als Internetunternehmen an die Börse gebracht werden; für Quelle sind Zusammenschlüsse mit anderen Versandhändlern angedacht.
Der Versandgeschäft bei KarstadtQuelle hat 2005 laut Wirtschaftswoche rund acht Prozent weniger Umsatz gemacht als im Vorjahr - "ein Prozent schlechter als im Herbst vorausgesagt", heißt es. Der Quelle-Umsatz soll in Deutschland um 10% zurückgegangen sein, der Neckermann-Umsatz um 9%.
Als Begründung führt KarstadtQuelle unter anderem das um 25% reduzierte Sortiment an. Für 2006 werden im Versandgeschäft weitere Umsatzrückgänge zwischen 4 und 6% erwartet.
Zur Neuausrichtung der Marken Neckermann und Quelle
Im Interview mit der Wirtschaftswoche erläutert Thomas Middelhoff die unterschiedlichen Strategien für die Versandhandelsbereiche:
"Neckermann muss zu einer E-Commerce-Company werden. Also flexibler, noch aggressiver in der Kundenorientierung, jünger in der Markenführung und mit einem klaren Schwerpunkt im Internet."
Die Wirtschaftswoche schreibt:
"Middelhoff lässt intern gerade prüfen, was geschehen müsste, um den Internetumsatz bei Neckermann von derzeit 20 auf 70 Prozent des Geschäfts in drei bis fünf Jahren zu steigern. Nur das könne die Einbrüche im Kataloggeschäft auffangen, glaubt Middelhoff." Danach soll Neckermann an die Börse gebracht werden.
"Um genug Fantasie für die Börse zu haben, müsste Neckermann der Marktplatz Nummer eins im E-Commerce in Deutschland für Mode sein", sagt ein Branchenkenner. Durchaus eine Herausforderung: Noch belegt den Platz der Hamburger Wettbewerber Otto. Dort ist das Interesse am Frankfurter Wettbewerber gering. Ein Otto-Vorstand soll im kleinen Kreis gesagt haben: "Für Neckermann würde ich nicht einmal einen Euro zahlen."
Zur Zukunft von Quelle, das heute etwa dreimal so groß ist wie Neckermann, äußert sich Thomas Middelhoff wie folgt:
"Zu Quelle gehören bis 2008 sehr viele Spezialversender. Quelle wird selber ein großes E-Commerce-Geschäft haben (...) Quelle sollte dann ein moderner, marketinggetriebener Homeshopping-Anbieter sein. Dabei ist es durchaus möglich, dass wir das Unternehmen mit einem anderen Wettbewerber zusammenbringen."
Offenbar hat KarstadtQuelle durch seinen radikalen Strategiewechsel 2005 bei Neckermann sehr viele Stammkunden verloren. "Der Frankfurter Versandhändler konnte zwar jugendliche Kundschaft hinzugewinnen, hat aber noch mehr alte vergrault", schreibt die Wirtschaftwoche.
Deshalb will man die Neupositionierung bei Quelle vorsichtiger angehen. Quelle arbeitet an einem Markenrelaunch, der bis zum Weihnachtsgeschäft 2006 abgeschlossen sein soll. Die vollständige Sanierung des Versandhandels wird erst Ende 2007 abgeschlossen sein.
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