Der E-Commerce-Report der New York Times widmet sich in dieser Woche sehr ausführlich dem Thema Wikis im E-Commerce ("Everyone´s an Editor as Wiki Fever Spreads to Shopping Sites").
Anlass ist ShopWiki, ein Dienst, der in erster Linie dadurch Aufmerksamkeit erregt, dass ihn zwei Doubleclick-Gründer gestartet haben, in der Hoffnung, dass sich genügend Nutzer finden, um gemeinsam Produktbeschreibungen zu erstellen.
Der NYT-Artikel ist vor allem deshalb spannend zu lesen, weil er darauf eingeht, welche Erfahrungen Amazon mit seinen ProductWikis gemacht hat:
"Amazon's ProductWiki feature, which it started testing in November, has generated more than 4,500 entries of varying length and quality.
(...), the feature "helps customers make informed purchase decisions," Mr. Herdener said. "It's going well. Customers really seem to like it, and are becoming more and more involved in refining the wikis."
Die Amazon ProductWikis haben den Betatest bestanden und sind seit Anfang April fester Bestandteil der Amazonseite in den USA. Hier ein Beispieleintrag (Bitte nach unten scrollen!) und die Übersicht über die am meisten geänderten Wikis.
Ob Stand-Alone-Angebote wie ShopWiki, die Wikipedia nacheifern, ohne einen wirklichen Nutzen zu stiften, die Zukunft gehört, scheint fraglich. Mashable Pete Cashmore schreibt:
"But in its current state, it looks like ShopWiki is generating more value for the company than for the consumer - a little tweaking might help to restore the balance."
Anders sieht es aus, wenn die Wikis - wie bei Amazon - in das bestehende Shoppingangebot integriert sind. David Le Strat hat einen interessanten Beitrag zum Thema ("Wikis: New Trend For Consumer Oriented Web Sites?"), in dem er weitere Beispiele anführt.
Unter anderem verweist er auf die Wikis der Expedia-Tochter TripAdvisor:
"This is probably the best example. Trip Advisor is opening its travel guides content to the community at large. If this takes off, this could be quite disruptive to the travel guide industry. No more outdated content; get to read about the not so-well known places to visit. Leverage millions of tourists and local inhabitants to participate in writing Trip Advisor travel guides content. Look at what Wikipedia did to the Encyclopedia industry..."
Ebenfalls einen Blick Wert ist ProductWiki ("Shop, Collaborate"), ein Dienst, der mit dem gleichnamigen Amazon-Wiki weder verwandt noch verschwägert ist.
ProductWiki macht im Gegensatz zu ShopWiki keine Produktvorgaben, sondern setzt vielmehr auf thematische Projekte. Auch die Aktivitäten im ProductWiki-Blog klingen weitaus spannender und community-orientierter als das Suchmaschinenkonzept von Shopwiki.
ProduktWiki, wie Amazon im November gestartet, liegt mit seinen aktuell 3.700 Einträgen auch nicht soweit von der Zahl der Amazon-Einträge entfernt.
Der XBox-Eintrag im ProductWiki ("How to Go from Xbox to Xbox Media Center in 30 minutes") ist viel zitiert, weil er eine detaillierte Umbauanleitung liefert, die in einer regulären Produktbeschreibung wohl so nie zu finden wäre.
Und hierin läge tatsächlich eine Chance für anbieterunabhängige Produkt-Wikis: dort können User auch Anwendungstipps geben und Einsatzgebiete beschreiben, die nicht so ganz im Sinne des Erfinders waren.
Frühere Beiträge zum Thema:
Ich würde zu gern wissen, wann Amapedia in einer deutschen Version kommt.
Kommentiert von: Schlonzi | 27. Oktober 08 um 02:19 Uhr