Auf der Jahrespressekonferenz hat der Bundesverband des deutschen Versandhandels (bvh) heute erstmals eingestanden, dass das Marktvolumen des deutschen Distanzhandels 30% über den bisher ausgewiesenen Zahlen liegt und die klassischen Katalogversender nur mehr 66% des Gesamtmarkts abdecken.
Über Jahre hinweg hat der vom Katalogversand dominierte bvh in seinen Statistiken neue Marktteilnehmer, vor allem aus dem elektronischen Handel, konsequent ignoriert (= statistisch nicht erfasst) und sich so seine ganz eigene Marktsicht geschaffen.
TNS Infratest hat nun, basierend auf einer repräsentativen Studie (PDF-Charts), herausgefunden, dass das Versandhandelsvolumen in Deutschland bei 26,3 Mio. Euro liegt. Bisher war der bvh von 20 Mio. Euro ausgegangen. Damit ist der Versandhandelsmarkt seit 1995 (ca. 21 Mio. Euro) stark gewachsen und nicht, wie bisher verbreitet, leicht gesunken.
Zur positiven Gesamtentwicklung tragen vor allem die bisher unterschätzten Wettbewerber - reine Internetversender (Amazon & Co.), Ebay-Powerseller und die Verkaufssender (QVC & Co.) - bei. Sie überkompensieren weitaus stärker als bisher eingestanden die Umsatzeinbrüche des klassischen Versandhandels.
Laut Hochrechnung streben alleine diese drei neuen Versandhandelsbereiche 2006 einen gemeinsamen Umsatz von 6,3 Mio. Euro (s. Abb.) an. Ihr gemeinsamer Anteil am Versandhandel beläuft sich so auf 24%.
Gleichzeitig öffnet sich die Schere weiter zugunsten der neuen Versender, wie die Umsatzentwicklung in den einzelnen Versandhandelssegmenten im Jahr 2005 verdeutlicht:
- Reine Internet-Händler: + 19,8 %
- Ebay Powerseller: k. A.
- Teleshopping-Sender: + 15,5 %
- Spezialversender (incl. E-Commerce!): - 1,1 %
- Universalversender (incl. E-Commerce!): - 9 %
(Quelle: "Weniger Umsatz trotz Internet: Versandhandel beklagt Minus", ntv)
Im Klartext: Seit Mitte der 90er Jahre hat der klassische Versandhandel 33% Marktanteile an neue Wettbewerber verloren. Länger ließen sich diese erdrutschartigen Verschiebungen wohl auch verbandsseitig nicht mehr kaschieren, auch wenn es die heutige Pressemeldung noch einmal in gewohnter Eloquenz versucht.
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