Immer wieder spannend zu beobachten, wie die Reaktionen auf einige der vorgestellten Ideen und Konzepte ausfallen.
Auffallend ist vor allem, dass gerade die "einfachen Lösungen für einfache Menschen" bei der Mehrzahl der Experten auf allergrößte Skepsis stoßen, während featurereiche, aufgeblähte Systeme bewundernd besprochen werden. (Ganz so als hätte es Google nie gegeben)
Dabei fehlt es gerade im Online-Verkauf am Allereinfachsten. Fast alle Shops sind überfrachtet mit vielerlei Schnickschnack, der angeblich zum Standard gehört. Und viele Händler lassen sich darauf ein. Statt zu bedenken, was wirklich verkaufsentscheidend ist, wird alles eingebaut, was das Zeug hergibt. Sicherlich nicht im Sinne der Erfinder.
Extremes Beispiel zur Verdeutlichung: Braucht jeder Onlineshop eine Suchfunktion? Klares Nein! Woot! beweist sehr erfolgreich, dass es auch ohne Suche geht. Und auch Cleverwein verfährt nach der Devise: Die Leute sollen kaufen, nicht suchen!
Einer der wenigen "Meister" des Einfachen ist Hannes Diedrich. Sozeug mag den Technikfreak nicht sonderlich begeistern, und auch bei den klassischen E-Commerce-Experten wenig Anklang finden. Konzeptionell gesehen ist und bleibt Sozeug aber "genial einfach". Hier gibts wirklich nur das Nötigste, aber alles, was Social Commerce braucht.
Zweites Beispiel ist das neue aStore-Konzept von Amazon. Für viele Experten entweder zu primitiv, um es überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, oder zu wenig aufregend, für den Durchschnittsnutzer jedoch genial. Wieviele Demostores sind alleine in der ersten Woche entstanden? Und wenn die Idee so primitiv ist, warum gab es dann vorher noch nichts Vergleichbares?
Die Kunst ist nicht, alles anzubieten, was möglich ist, sondern aus der Vielzahl von möglichen Optionen die vielversprechendsten auszuwählen.
Einfach heißt nicht primitiv. In Sozeug steckt mehr konzeptionelle Denkarbeit als in so manch konventioneller Shoppinglösung. Und auch Amazon ist nicht dafür bekannt, sich mit Primitivlösungen zufrieden zu geben. E-Commerce made easy: Wer nur drei Web 2.0 Shirts verkaufen will, für den ist Shopify optimal.
In diesem Sinne freuen wir uns auf noch viele einfach geniale Shoppinglösungen in nächster Zeit. Je einfacher desto besser. Gesucht sind zum Beispiel einfach geniale Shoppingwidgets.
[Soweit unser kurzes 37Signal-Plädoyer zum Wochenstart, verbunden mit einem beschwingten Get Real ;-)]
Frühere Beiträge zum Thema:
Ob man jede Spielerei braucht, ist wahrlich zu bezweifeln. Woot ist auf jeden Fall ein sehr aus der Reihe geschlagenes eCommerce Konzept um zu demonstrieren das ein Shop keine Suchfunktion benötigt.
Noch immer gilt was man nicht findet kann man auch nicht kaufen.
Eine gut gemachte Suche führt den User aktiv zum Produkt und das meistens sehr einfach( genial ist vielleicht noch was anderes)
Anbei noch ein Schnippsel vom Jakob Nielsen
Die Anwender lieben die Suchfunktion aus zwei Gründen:
* Die Suchfunktion lässt den Besucher über seinen Weg bestimmen und versprechen eine gewisse Unabhängigkeit von den Lenkungsversuchen einer Website. Testsituationen zeigen dies immer wieder auf. Ein typischer Kommentar ist z.B.: "Ich möchte nicht durch diese Website navigieren müssen, wie die Macher es geplant haben. Ich möchte nur das für mich Wichtige finden." Deswegen verwenden viele Leute direkt die Suchfunktion auf der Homepage.
* Die Suchfunktion ist für viele der Notausstieg, wenn sie sich in der Navigation verfahren haben. Wenn sie kein vernünftiges Ziel sehen, wenden sich die Nutzer häufig an die Suchfunktion. Das ist ein Grund dafür, weshalb man sie von jeder einzelnen Seite des Webauftritts aus zugänglich machen sollte; man kann ja nicht voraussehen, wo ein Besucher glaubt, steckengeblieben zu sein.
http://www.usability.ch/D_Textonly/Alertbox/T_20010513.htm
Kommentiert von: Daniel | 29. August 06 um 08:44 Uhr
Das ist ein Beitrag der mir aus dem Herzen spricht! Alle Diskussionen und Beiträge sind umsonst, wenn man vergisst die wichtigsten Personen zu befragen: die Kundin/der Kunde, die letztendlich kaufen sollen. Und für viele Shops -besonders wenn sie an die Zielgruppe Frau gerichtet sind- kann man sagen dass es eine große Diskrepanz gibt. Die Online-Shops werden von technik-verliebten Männern erstellt und Frau soll sich durch die vielen Features schlagen, da noch ein Flash laden und, und und.... Da vergeht Frau die Shopping-Lust! Wenn der Shop dann eine niedrige Konversionsrate hat wird er mit noch dolleren Features aufgebläht... Ich schreibe jetzt mal ein alltägliches Beispiel auf meine Seite.
Kommentiert von: Daniela Mohr vom Kundenblog-Buster | 29. August 06 um 11:12 Uhr