Auf Stippvisite bei Hitflip in Köln. Mit Hochdruck versuchen die Jungs dort den Tauschhandel in Deutschland zu etablieren.
"Erstaunlicherweise bringen uns die Leute immer noch vor allem mit DVDs in Verbindung", meint Andre Alpar. "Dabei sind wir längst eine Multi-Kategorie-Plattform", fügt Jan Miczaika hinzu.
Hörbücher gehören inzwischen zu Hitflips Vorzeigebereichen. Dort funktioniert das Hitflip Prinzip, der intensive Tausch von Medienprodukten, schon am Besten.
In dieser sehr speziellen Nische schafft es Hitflip mit bald 7.500 Hörbuchtiteln rund 50% des Marktangebots abzudecken. Damit finden die User vieles von dem, was sie suchen - von den "drei Fragenzeichen" bis zur Hörbuch-Serie der Zeitschrift Brigitte - und die intensive Nutzung macht dementsprechend mehr Spaß.
Zwar generiert der DVD-Tausch (mit einem "sofort verfügbaren" Bestand von über 77.000 unterschiedlichen Titeln) mehr Einnahmen. Weitaus schneller wechseln allerdings die Hörbücher ihre Besitzer, was im Hause Hitflip nicht nur den Hörbuch-Fan Andre Alpar freut.
Dass Hörbücher einmal zu den Highlights zählen würden, hätten die drei Gründer anfangs ebenso wenig gedacht wie, dass sie Hitflip einmal zur kompletten Bücherbörse ausbauen würden.
Disc-basierte Medien hieß das Credo zu Beginn. Bei DVDs, Musik- und Spiele-CDs gibt es keine Verschleißerscheinungen, keine Eselsohren, etc. Doch die Nutzer haben anders entschieden. Sie wollten Bücher. Und deshalb kann man neuerdings auch Bücher tauschen bei Hitflip.
Hitflip zählt zu den unterschätzten Innovationstreibern im E-Commerce. Zwar haben die Gründer die Kernidee für die Plattform von Peerflix aus den USA übernommen, haben inzwischen jedoch einen komplett eigenständigen Weg eingeschlagen, neue Produktkategorien eingeführt, neue Modelle ausprobiert und das Handelskonzept weiterentwickelt.
Auch an den Rat des Peerflix-Gründers haben sie sich nicht gehalten, in einer einzigen Kategorie, sprich DVDs, sehr rasch in die Tiefe zu gehen. Und sie spüren nun, dass unter Umständen gerade der kategorieübergreifende Tausch - Bücher gegen DVDs gegen Spiele gegen CDs - ausschlaggebend für den Erfolg werden könnte.
"Tauschen ist per se sozial", meinen Andre Alpar und Jan Miczaika. Die Päckchen, die die Nutzer verschicken, sind zum Teil sehr persönlich. Im Gespräch mit den Gründern merkt man sehr schnell, dass Hitflip mehr werden soll und mehr werden kann: Mehr soziale Elemente, mehr Web 2.0 Features, etc. sind in den nächsten Ausbaustufen geplant.
Die in anderthalb Jahren gewachsene Plattform bewegt sich am technischen Limit. Im Unternehmensblog sprechen sie Performanceprobleme und die ein oder andere Unzulänglichkeit offen an, geben aber auch Einblicke in die Hitflip-Intelligenz.
Vor allem die Bestimmung des fairen Marktwerts eines Produkts ist eine ständige Herausforderung. Spätestens seit Hitflip mehrere Produktbereiche berücksichtigt, wurde das Tüfteln an entsprechenden Algorithmen für eine faire preisliche Bewertung neuer und gebrauchter Produkte zu einem Muss.
Demnächst steht ein Redesign ins Haus. Außerdem strebt Hitflip eine Öffnung und stärkere Verzahnung mit anderen Plattformen an. Und schafft es vielleicht das Community-Inseldenken zu überwinden, das derzeit noch bei vielen der neuen Plattformen vorherrscht.
Das Interessante an Hitflip ist auch: Während einige Gründer mit Klonkonzepten darauf spekulieren, von den internationalen Vorbildern übernommen zu werden, könnte es bei Hitflip genau andersherum laufen. Die "internationale Expansion" ist zumindest bei den Geldgebern ein offenes Geheimnis.
Bemerkenswert, weil sich diese Einstellung, "Wir setzen die Standards und werden zu den Treibern einer Entwicklung", hierzulande noch viel zu selten findet.
Hitflip zeichnen noch eine Reihe weiterer, zum Teil sehr pfiffiger Lösungen und Ideen aus. Demnächst sicherlich mehr dazu.
- In der nächsten Webselling-Ausgabe erscheint ein Hitflip-Porträt mit mehr Infos zu den drei Gründern Andre Alpar, Jan Miczaika und Gerald Schönbucher.
- Außerdem hat TJ Jacobi im April ein interessantes Interview mit Jan Miczaika geführt, in dem es vor allem um das Geschäftsmodell und um mögliche strategische Perspektiven ging.
Frühere Beiträge zum Thema:
Kommentare
Abonnieren Sie den Kommentar-Feed dieses Eintrags, um der Konversation zu folgen.