Wollen sich die großen Katalogversender innovativ geben, dann gießen sie gerne ihren alten Wein in möglichst schicke, neue Schläuche.
Denn je imposanter die Schläuche, so die vorherrschende Meinung, desto höher der Innovationsgrad.
Zwei richtig dicke Schläuche haben Otto und Neckermann gerade in Arbeit.
Neckermann.tv Star Mirja Boes möbelt seit heute die Männer auf.
Und ibusiness "enthüllt" die ersten Impressionen vom Otto-Shoppingcenter bei Windows Vista (Menüpunkt: Engaging your customers). [Die schlummern dort zwar schon eine ganze Weile, aber naja.]
Wie die Faust aufs Auge passt in jedem Fall die heutige Aussage von Rainer Sura, Marketingleiter beim Innovationstreiber QVC: "Man muss sich natürlich fragen, ob man sofort auf jede neue technische Entwicklung aufspringen muss."
Und bei der Gelegenheit wollen wir die beiden, goldenen Exciting Commerce Innovationsregeln enthüllen. Sie lauten:
a) Händler müssen in Handelsfragen innovativ sein, Technologiefirmen in Technologiefragen.
b) Technik sollte für Händler immer(!) nur Mittel zum Zweck sein und nie als Selbstzweck dienen.
Man kann sich den Unterschied auch anders vor Augen führen: Wenn Opi neuerdings einen BMW mit iDrive fährt, ist dann Opi innovativ oder BMW? Wenn ich meine Musik neuerdings auf dem iPod höre und nicht mehr von CD, bin dann ich innovativ oder Apple?
Manchmal kann innovieren so herrlich bequem sein ;-) In der Regel schützt es dann allerdings nicht vor Marktanteilsverlusten.
Jedes aufspringen auf einen Innovationszug kostet auch jedesmal richtig Geld. Genau das ist es, was mir Kopfzerbrchen bereitet, die beiden müssen das Geld dementsprechend auch wieder rein holen. Es nutzt nichts wenn irgendwann innovativ rote Zahlen geschrieben werden. Bernd M. Michael hat mal in einer Präsentation die beiden Shops gezeigt und das Logo raus genommen. Ich wuste nicht welcher Screen welcher Shop ist. Vielleicht versuchen die beiden sich über solche Services zu differenzieren.
Kommentiert von: Michael Jung | 19. August 06 um 08:37 Uhr
Die mangelnde Unterscheidbarkeit ist genau der Punkt. Aber lösen neue Fassaden, und seien sie noch so schick, dieses Grundproblem?
Die Erwartung wäre doch eigentlich, dass gerade die Marktführer des deutschen Versandhandels nicht nur offen sind für technische Neuerungen, was ja grundsätzlich nicht verkehrt ist, sondern zugleich in internen Innovationszentren (andere Unternehmen würden es Forschung & Entwicklung nennen) an revolutionär neuen Handels- und Verkaufskonzepten (im Unterschied zu rein technischen Lösungen!) arbeiten, die dann nicht nur den Innovationsvorsprung in der eigenen Branche, sondern letztlich auch den Erfolg in den nächsten 5 bis 10 Jahren sichern. Bei Amazon oder Ebay (und selbst bei Spreadshirt!) ist in diesem Bereich spürbar mehr Druck dahinter.
Alles, was derzeit in Richtung Bewegtbild, Animation, Interaktives TV, etc. geht, ist ja letztlich nicht mehr als Fassadenmalerei. Aus Handelssicht: nice to have, aber nicht wirklich spektakulär.
Persönlich bin ich gespannt, wann das erste revolutionär neue Shoppingkonzept kommt, das an der Vormachtstellung des Einkaufs rüttelt.
[Denn das eigentliche Drama ist ja, dass die Online-Abteilungen der Konzerne absolut auf der Höhe der Zeit sind. Die könnten schon, wenn man sie ließe. Die leiden eher darunter, dass die klassischen Handelsabteilungen bei wirklich innovativen Konzepten nicht mitziehen.
Wer 50 Jahre und länger seine "Anstoßketten" optimiert hat, der tut sich eben extrem schwer mit schnell drehenden Live-Shopping-Konzepten, die ein vollkommen anderes Denken und letztlich auch komplett andere Strukturen erfordern.]
Kommentiert von: Exciting Commerce | 19. August 06 um 12:12 Uhr
Cluetrain Manifesto - These 84:
Wir kennen ein paar Leute aus eurer Firma. Sie sind online recht cool. Habt ihr noch welche von der Sorte, die ihr versteckt? Dürfen sie rauskommen und mitspielen?
...
Kommentiert von: Xenon | 22. August 06 um 14:29 Uhr
Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht ganz, aber hier ist These 84 im Wortlaut:
"Traditionellen Unternehmen mögen vernetzte Gespräche chaotisch erscheinen und Wirr klingen. Aber wir organisieren uns schneller als diese Unternehmen. Wir haben bessere Tools, mehr neue Ideen und weniger Regeln, mit denen wir uns ausbremsen."
"To traditional corporations, networked conversations may appear confused, may sound confusing. But we are organizing faster than they are. We have better tools, more new ideas, no rules to slow us down."
Das komplette Programm:
http://www.cluetrain.de
Kommentiert von: Exciting Commerce | 22. August 06 um 23:40 Uhr
# We know some people from your company. They're pretty cool online. Do you have any more like that you're hiding? Can they come out and play?
=
Denn das eigentliche Drama ist ja, dass die Online-Abteilungen der Konzerne absolut auf der Höhe der Zeit sind.
hier der Zusammenhang - und die These steht auf der Startseite unter 84 :-)
Kommentiert von: Xenon | 24. August 06 um 12:24 Uhr
JETZT ist es klar :-)
Ich hätte das Manifest doch mal lesen sollen ;-)
Kommentiert von: Exciting Commerce | 24. August 06 um 12:32 Uhr