Neckermann auf Crash-Kurs: Bei der TV Total Stockcar Crash Challenge Anfang Oktober sah es
nicht so gut aus für neckermann.de. Beim anstehenden Börsengang soll es
besser werden, auch wenn die Ziele nicht minder tollkühn klingen.
(Neckermann.de bei der TV Total Stockcar Crash Challenge; Foto: ProSieben Pressefoto)
Thomas Middelhoff äußert sich in der Wirtschaftswoche zum "vorgezogenen Verkauf", böse Zungen würden sagen: zum "Notverkauf" von Neckermann.de:
"Wer will, kann uns ein Angebot machen. Wenn das besser ist als der erwartete IPO-Erlös, können wir reden."
Lagen die Umsatzeinbrüche im Versandhandel 2005 bei KarstadtQuelle schon bei dramatischen 8%, so beschleunigte sich die Talfahrt 2006 noch. Nach den ersten neun Monaten lag das Umsatzminus bei 10% (s. Kennzahlenübersicht). Jetzt hilft nur noch eine schnelle Amputation.
Potenziellen Investoren verspricht Thomas Middelhoff für 2007 Neckermann-Umsätze von 1,3 Mrd. Euro. Laut Welt.de lag der Umsatz 2005 bei 1,2 Mrd. Euro, "seither ging er zurück". Doch Middelhoff machts möglich: "Neckermann wird 2007 profitabel sein".
Vor allem die butterweichen Ziele von 50% Online-Anteil, die sich am leichtesten mit starken Einbrüchen beim Kataloggeschäft erreichen lassen, machten KarstadtQuelle in den vergangenen Monaten zum Gespött der Branche.
Deshalb wird auch eine Aussage wie diese für so manch neuen Schmunzler sorgen:
"Ursprünglich hatten wir den IPO für 2008 angedacht. Wir ziehen ihn nur vor, weil es Neckermann so gut geht. Konkret: Neckermann sollte ursprünglich 2008 die Hälfte des Umsatzes im Internet machen. Das ist schon in diesem Quartal gelungen. Nächstes Jahr werden es sogar 70 Prozent sein."
Das Online-Wachstum von neckermann.de liegt weiter unter dem Schnitt der Branchenbesten. Das Desaster im Kataloggeschäft verkauft Middelhoff als erfolgreichen Wandel zur E-Company:
"Wir können Investoren beweisen, dass die Transformation zur E-Company gelungen ist. Das steht bei Otto und Quelle noch aus."
So richtig hat die Börse die Erfolgsgeschichten aus dem Hause KarstadtQuelle noch nicht honoriert. Der Börsenkurs von KarstadtQuelle liegt nach einer leichten Erholung heute immer noch mehr als 50% unter dem von 2002 und profitierte zuletzt vor allem durch Aktienrückkäufe der Eigentümerfamilie.
Früherer Beitrag zum Thema:
50% über das Internet sind respektabel - allerdings wohl auch erheblich überbewertet. Um diese Zahl wirklich als Messgröße verwenden zu können, müsste offen gelegt werden welcher Anteil der 50% durch reine Eingabe der Bestellnummer auf Neckermann.de zustande kommt.
Die Eingabe der Bestellnummer lässt darauf zurück schliessen, dass diese Nutzer den (teuren) Katalog als Hauptmedium benutzen und dann lediglich den für Sie billigeren (da kein Porto) online Bestellweg nutzen. Das hilft am Ende nicht vom teuren Kataloggeschäft wegzukommen - sondern sieht nur auf den ersten Blick gut aus - zum Internetkaufhaus wird man dadurch aber nicht.
Kommentiert von: clemens | 03. Dezember 06 um 09:33 Uhr
Die massenhaft gestreuten Gutscheine (werden wohl als Marketingkosten oder unter Logistik verbucht) dürften den Online-Anteil auch beflügelt haben.
Kommentiert von: wingthom | 04. Dezember 06 um 09:39 Uhr
Zitat: "Das Online-Wachstum von neckermann.de liegt weiter unter dem Schnitt der Branchenbesten." Geht das auch etwas konkreter? Zahlen, Quellen und vor allem eine Nennung der Besten fände ich extrem hilfreich. Denn wir wollen gerne von den Besten lernen. Dazu müssten wir nur erfahren, wer das ist.
Kommentiert von: Hajö | 12. Dezember 06 um 07:28 Uhr
Zur Orientierung: Das Marktwachstum im E-Commerce lag im ersten Halbjahr 2006 bei 16% (Quelle, Gfk WebScope, http://www.bvdw.org/fileadmin/downloads/marktzahlen/basispraesentationen
/bvdw_basispdf_e-commerce_20061130.pdf).
Kommentiert von: Exciting Commerce | 12. Dezember 06 um 10:42 Uhr