Hitflip wechselt als erster der neuen Shoppingdienste auf die Überholspur und schaltet von heute an TV-Spots bei RTL 2. In guter, alter New Economy Tradition.
Für sogenannte Web 2.0 Unternehmen gibt es eigentlich nur zwei Gründe dafür, diesen Weg einzuschlagen und als unbekanntes Startup auf Werbung in Massenmedien zu setzen: einsetzende Verzweiflung oder übermäßig viel Geld.
In jedem Fall sind es erste Anzeichen von Schwäche. Das Modell scheint von sich aus nicht die viralen Effekte zu entfalten, die bestehenden Nutzer die Idee nicht weiterzutragen. Was so verwunderlich nicht wäre, denn auch nach dem Relaunch macht die Hitflip-Plattform noch einen vergleichsweise drögen Eindruck und vermittelt alles andere als Spaß.
Hitflip führt die aus New Economy Zeiten bekannten, guten Gründe für die "Investitionen" ins Massenmarketing an: Eine Tauschplattform wie Hitflip funktioniert dann am besten, wenn die Nutzer viele Produkte zum Tauschen finden. Viele Produkte gibts nur, wenn entsprechend viele Nutzer die Plattform nutzen und Produkte einstellen.
Außerdem könne es in diesem Markt auf Dauer nur einen dominierenden Player geben. Es gelte, möglichst schnell Masse zu erreichen. Deshalb hat Hitflip von Beginn an mit aggressivem Affiliate-Marketing und üppigen Prämien um Nutzer geworben.
Zum anderen hat Hitflip in seinem Beraterstab natürlich Leute, die mit TV-Werbung und aggressiven Marketing-Methoden groß geworden sind. Und für jemanden, der den schnellen Exit sucht, ist es tatsächlich der einfachere Weg, sich Nutzer einzukaufen, als mühsam am Konzept zu feilen und die Plattform attraktiver zu machen.
Nachvollziehbarerweise bestreitet Hitflip, dass ihr Ziel der Quickflip ist. Auch wenn von Beginn an vieles darauf hindeutet. Dabei ist die Grundidee gar nicht schlecht. Hitflip ist zwar als Copycat gestartet, versteht es aber inzwischen durchaus, seinen eigenen Weg zu gehen.
Allein die Marketingmethoden stammen noch aus einer anderen Zeit. Ein bisschen mehr Skype und YouTube, ein bisschen weniger MyVideo und GoYellow wäre manchmal gar nicht schlecht.
Und man ahnt auch schon, was als nächstes gemeldet wird: Phänomenale Wachstumsraten und Trafficsteigerungen von x%. Koste es, was es wolle.
P.S. Natürlich hat Hitflip auch seine guten Seiten. Darüber gabs zuletzt ausführlich zu lesen.
[Weil es offenbar anders rüberkommt: Es geht in diesem Beitrag nicht darum, das Hitflip-Modell schlecht zu machen, sondern die Sinnhaftigkeit von TV-Spots für Web 2.0 Unternehmen zu thematisieren.]
Danke für diesen Artikel!
Ich tippe auch darauf, dass der Druck dort grösser wird. Viral tut sich nix, weil das Modell für User zu kompliziert ist und weil es sich nicht wirklich lohnt, in einer nicht nachvollziehbaren Pseudowährung bezahlt zu werden, die sich zudem auch nicht real verflüssigen lässt. Kurz: die Vorteile gegenüber dem Verkauf bei ebay und Amazon sind nicht sehr offensichtlich - warum sollte man das seinen Freunden empfehlen?
Grosses Manko für das Geschäftsmodell (neben der ganzen selbstgemachten Über-Komplexität): der immer auf 99 ct. begrenzte Betrag pro Transaktion. Da muss schon ein äußerst stattliches Tauschvolumen zusammenkommen, bis sich das auch rechnerisch mal lohnt. Und gerade bei dem Aufwand (personell, marketing, technisch) usw. den die treiben - - wieviele Euros brauchen die im Monat um überhaupt break even zu sein?
Vielleicht setzt sich irgendwann mal ein Student hin, und programmiert das Ganze nebenbei als kostenlosen Service und ohne komplizierte Wertbestimmungs-Algorithmen... und mit Affiliate-Anbindung an Amazon und eBay API als Alternativen zum Tausch kann sich das sogar finanziell lohnen.
Wie auch immer, schön gesagt, Fernsehwerbung zeigt: uns fällt sonst nix mehr ein.
Kommentiert von: Tired of Hype | 18. Dezember 06 um 17:58 Uhr
Habe mich zuerst auch sehr darüber gewundert.
Vielleicht ist ja aber RTL in irgendeiner Form an Hitflip beteiligt?
Zumindest wollte sich der Blogautor in einem Kommentar nicht auf die Frage äußern, warum im Spot unten “powered by RTL II” steht.
Kann sein, muss aber natürlich nicht sein. Möchte ja keine Gerüchte schüren. Ich habe den Spot noch nicht mal gesehen.
Kommentiert von: Peter | 18. Dezember 06 um 20:19 Uhr
Ich vermute, dass es eine gezielte Aktion gegen den verstärkten Markteintritt von Glowria.de (inklusive Video-on-Demand, IPTV) ist. Die "eigenen Rechte" sind in dem Segment entscheidend, denn wer die Erstnutzungsrechte in einem Markt hat, hat ihn - der zweite kann dann nur noch über den Preis verkaufen. Zwischen Weltbild.de und den VOD-Diensten wird jedoch kein Platz bleiben.
"Ab 2007 will der größte Online-DVD-Verleih Kontinentaleuropas seinen Kunden auch ein Video-on-Demand-Portal anbieten. Derzeit laufen nach Glowria-Angaben bereits Gespräche mit möglichen Partnern.
Dieser logische Ausbau der Unternehmensstrategie wird von der neuen Geschäftsführerin von Glowria Deutschland, Martina Bruder, zuvor Vize-Chefin und Commercial Director von Yahoo Deutschland, vorangetrieben. Mit dem Know-How der neuen Geschäftsführerin will der Verleihdienst neben VoD auch seine Fühler in Richtung IPTV ausstrecken. Daneben wird Glowria nach eigenen Angaben den Erwerb von Rechten an lokalen Inhalten noch weiter ausdehnen.
In Frankreich hat das Unternehmen bereits einen VoD-Service im Angebot. Dafür hat man sich mit dem alternativen Telefonfestnetzanbieter Neuf Cegetel und der französischen Produktionsfirma FNAC zusammen getan.
Derweil hat Glowria die Integration der beiden deutschen Online-Verleihs DiViDi und InVdeo abgeschlossen. In einem halben Jahr hat Glowria die Mitarbeiterteams der beiden deutschen Firmen zusammengeführt. Damit ist der französische Online-Verleih nach eigenen Angaben derzeit der führende unabhängige Anbieter von On-Demand-Unterhaltung in Kontinentaleuropa mit 60 000 Kunden, die auf 15 000 verschiedene Titel zugreifen können.
Auch für das Jahr 2007 hat das französische Unternehmen einen kräftigen Wachstumskurs angekündigt. Das Engagement in Deutschland soll als Sprungbrett für weitere Aufkäufe genutzt werden, laut Glowria-Angaben wird angestrebt als nächstes vor allem in Südeuropa aktiv zu werden."
Quellen: http://www.digitalfernsehen.de/news/news_120690.html und eigene Recherchen
Kommentiert von: wingthom | 19. Dezember 06 um 17:05 Uhr