Amazon will zu DEM Web 2.0 Profiteur schlechthin werden. Nicht nur im E-Commerce, sondern generell. Seit Jeff Bezos im letzten Herbst die neue Strategie verkündet hat ("The New Face of Amazon") und eine Palette von kostengünstigen Technikdienstleistungen anbietet, missioniert Amazons "Chief Technical Evangelist" Jeff Barr die Internetgemeinde. Heute war er beim "Amazon Media Roundtable" in München.
Seine Service-Strategie verfolgt Amazon schon sehr lange. Die Amazon E-Commerce Services gibt es seit 2002, inzwischen in der vierten Generation. Eine Fülle von Anwendungen greifen auf die Dienste (Bilder, Produktdaten, Preise, Besprechungen, etc.) zurück. 240.000 Entwickler haben sich registriert. Die Zahl hat sich innerhalb der vergangenen zwölf Monate verdoppelt.
Seit letztem Jahr stößt Amazon jedoch in komplett neue Bereiche vor und bietet weitere Dienste für speicherintensive Anwendungen (Videodienste, etc.) bzw. rechenintensive Anwendungen (Rendering von Filmen, Echtzeitsimulationen, etc.) an. Unternehmen können über den "Simple Storage Service (S3)" bequem zusätzlichen Speicherplatz zuschalten und über die "Elastic Compute Cloud (EC2)" zusätzliche Rechenzeit zukaufen.
Amazon trifft mit den flexiblen ("elastischen") Lösungen den Nerv der Entwickler, weil sich damit Hochlastzeiten sehr flexibel und kostensparend überbrücken lassen.
Doch so faszinierend die technischen Möglichkeiten sind, so kritisch muss man die Nutzung der Amazon Dienste aus Businesssicht betrachten. Da sich Amazon in Businessfragen sehr verschlossen gibt, kann man nie sicher sein, dass Amazon nicht an eigenen Konkurrenzprodukten arbeitet und unliebsamen Wettbewerbern irgendwann den Saft abdreht.
Dass die Sorgen nicht unbegründet sind, zeigt der aktuelle Fall Alexaholic/Statsaholic. Hier hat ein Entwickler aus dem häßlichen Entlein Alexa (ein Teil des Amazon Suchdienstes) mittels - wohlgesonnen formuliert - "undokumentierter" Funktionen den schönen Schwan Alexaholic/Statsaholic gezaubert.
Für Amazon solange ein Vorzeigeobjekt, bis man sich besann und Alexa selber entsprechend aufpeppen wollte. Seitdem hat der Statsaholic-Betreiber nicht nur eine Klage am Hals, sondern musste beliebte Funktionen (geglättete Kurvenverläufe, etc.) wieder einstampfen und sich am häßlichen Alexa Standard orientieren.
Man wird sehen, ob es sich dabei um einen Einzelfall oder nur um den ersten Fall handelt.
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