Der Social Shopping Dienst Zlio darf in den USA keine Produkte von Amazon mehr verkaufen. Über ein entsprechendes Verbot informierte Zlio-Chef Jeremie Berrebi heute seine US-Nutzer:
"One week ago Amazon informed us that they no longer wished to have Zlio promote Amazon products in the United States. We were advised through a generic email with immediate effect.
For the past week we have endeavored to understand and get to the heart of their concerns – Amazon has remained inflexible. As we have yet to resolve the matter, we feel compelled to inform you of this situation."
Interessanterweise gilt dieser Boykott nur für die USA. Die französischen Zlioshops sind davon erst einmal nicht betroffen.
Zlio steht mit seinem erfolgreichen Zlioshop-Konzept in direktem Wettbewerb zu Amazons aStores. Als offizielle Begründung führt Amazon - laut Techcrunch France (F) - allerdings nicht die Konkurrenzsituation an, sondern dass Zlio seine Nutzer ermuntert, die Cashback-Möglichkeit zu nutzen, also selber via Zlio einzukaufen und sich die Händlerprovision dann rückerstatten zu lassen.
Wie der schnelle Ausbau der aStores andeutet, scheint Amazon das aStore-Konzept allerdings nicht nur für extrem erfolgversprechend zu halten, sondern noch einiges damit vorzuhaben.
Generell erhärtet sich damit der Verdacht von letzter Woche: Amazon scheint assoziierte Dienste nur solange zu dulden, bis es selber in das Geschäft einsteigen will.
Zlio ist der zweite Fall in dieser Richtung. Bei Alexaholic/Statsaholic ist Amazon ähnlich verfahren.
Mashable, Techcrunch & Co haben das Thema heute aufgegriffen. Read/Write Web hat die ausführlichste Analyse.
Nachtrag: In einem zweiten Beitrag bringt Mashable Auszüge aus dem Amazon Mail an Zlio. Daraus lässt sich entnehmen, dass sich Amazon in den USA in einer Sondersituation befindet, was Preise und Margen angeht. Und deshalb Provisionsrückerstattungen an die eigenen Kunden gar nicht gerne sieht.
Frühere Beiträge zum Thema:
Wen überrascht das? Wohl nur die social shopping-Dienste. Selbstverständlich ist es das gute Recht von Amazon, zu entscheiden, wen es seine Produkte verkaufen lässt. Unfair? Nein ein cooler geschäftlicher Entscheid (für den aus Sicht von Amazon offenbar mehr sprach als dagegen).
Und was heisst das für social shopping Dienste. Fast alle hängen sie am gleichen seidenen Faden und an gleichen Strick. Der seidene Faden: Adsense/Adwords, die Verkehr und erste Einnahmen bringen. Der Strick: Partnerprogramme, die in genau dem Masse effizienter sind, je grösser die Produktkataloge sind, für die sie abgeschlossen werden können. Der Strick hält zunächst einmal - bis sich die Schlinge zuzieht....
Alternativen? Es fehlt ein disruptives Social shopping Modell, das ganz einfach und allgemein ist. Das jeder überall benutzen kann (oder auch nicht...). Und das auf Partnerschaftsprogramme uä verzichtet. Von was würde so ein social shopping- Dienst leben?
Kommentiert von: Markus | 21. Mai 07 um 22:46 Uhr
Das fasst die Lage wunderbar zusammen. Vielen Dank!
Für Amazon ist es natürlich zweischneidig. Sich einerseits als edler Enabler zu präsentieren, sich andererseits aber alle Optionen offen zu halten, um Geschäftsbeziehungen jederzeit wieder kappen zu können, wenn ein Dienst erfolgreich wird. Mal sehen, ob diese Strategie aufgeht.
Ungelöstes Problem sind in der Tat die Abhängigkeiten. Gerade unter diesem Blickwinkel ist aber der Shoppero-Ansatz spannend, der versucht auf mehrere Erlösquellen zu setzen.
Kommentiert von: Exciting Commerce | 21. Mai 07 um 23:18 Uhr
Da ist Amazon nicht der einzige. Das ist generell US-amerikanische Managementmethode:
1. Partner an Bord holen
2. Business lernen
3. Partner ausbooten und das Geschäft selber machen
meistens kommt dann nach 2 Jahren noch ein vierter Punkt hinzu:
4. Europäische Niederlassung in Paris/London dichtmachen, weil man erkannt hat, dass Europa doch kein Einsprachen-/Einmentalitäts-Markt ist und zurück zu 1.
Kommentiert von: Joachim Graf | 22. Mai 07 um 11:15 Uhr
Das mit dem Partnerprogramm-Strick kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Was soll da das Problem sein?
Kommentiert von: CBS | 22. Mai 07 um 11:18 Uhr
@ CBS:
(a) Betrachtet aus der Sicht des Programmbetreibers: Er zieht es vor, tendenziell unendlich viele Partner zu haben, die ihm Verkehr oder Käufer zuschaufeln; hier kann er seinen Einfluss, auch seinen Brand geltend machen. Er liebt es jedoch nicht, wenn einzelne Partner zu gross und zu stark werden, gar einen eigenen Brand aufziehen. Also wird er seinen grossen Partnern tendenziell die Luftzufuhr abstellen, oder sie auf Linie bringen: Zlio goes astore....
(B) Betrachten wir das ganze noch kurz aus der Sicht des Partners (à la Zlio). Aus Effizientgründen tendiert er dazu, am liebsten Affiliate von möglichst grossen Plattformen zu sein, um mit möglichst wenig Aufwand so viele Artikel wie möglich 'sozial bearbeiten' zu können. Damit aber begibt er sich in einen gefährliche Abhängigkeit, die genau dann eskaliert, wenn er erfolgreich wird....(siehe (a))
Kommentiert von: Markus | 22. Mai 07 um 16:04 Uhr
Das sehe ich grundsätzlich anders, da man das nicht am Fall Amazon pauschalisieren kann. Denn für einen normalen Partnerprogrammbetreiber bedeuten unendlich viele, kleine Partner auch einen sehr großen Pflegeaufwand im Verhältnis zum Umsatz. Wenige, erfolgreiche Partnerschaften lassen sich deutlich besser handhaben. Außerdem schwindet der Einfluss auf die Partner mit steigender Anzahl. Und auch für Affiliates sehe ich nicht unbedingt einen Sinn darin die Anzahl der Partnerschaften zu reduzieren, gerade im Social Commerce spielt der Longtail dafür eine zu große Bedeutung. Da ist es m. E. halt nicht damit getan, sein Konzept komplett auf Amazon zu stützen. Außerdem kann man als Affiliate durch Netzwerke wie Zanox oder Ecato mit einem Partner, einer Schnittstelle und autom. Abrechnung ohne großen Aufwand x Shops integrieren.
Kommentiert von: CBS | 22. Mai 07 um 16:32 Uhr
Der Punkt ist aus meiner Sicht die Sondersituation bei Amazon. Weil Amazon beides verquickt - und zugleich Händler und Affiliate-Dienst sein will. Hier kommt es zu Interessenskonflikten, wenn ein Partner zu mächtig wird. Diese Problematik kennen klassische Affiliate-Dienste nicht. Sie sind vielleicht sogar froh, wenn sie ihr Geschäft auf wenige, starke Partner bauen können.
Kommentiert von: Exciting Commerce | 23. Mai 07 um 12:31 Uhr
Die ZLiO Shops gibts ja mittlerweile auch in Deutschland. Aber die sehe ich sehr skeptisch. Ich vermute, dass die Shops nicht mit dem deutschen Onlinerecht vereinbar sind. Bei einigen sehe ich kein Impressum. Dann vermisse ich bei den Preisen das "incl. MwSt. zzgl. Versandkosten".
Aber vielleicht irre ich mich ja auch.
Kommentiert von: Hans | 11. August 09 um 13:10 Uhr