Drei sind (mindestens) einer zuviel. Die Marktbereinigung im deutschen Versandhandel und speziell die Zerschlagung von KarstadtQuelle (demnächst: Arcandor) schreitet unaufhaltsam voran.
Ausführliche Berichte heute in Handelsblatt ("Middelhoff zerstückelt KarstadtQuelle") und Spiegel Online ("Middelhoff will KarstadtQuelle zerlegen"):
Setzt Middelhoff seine Pläne für die Kaufhäuser um, bliebe von dem einstigen Traditionskonzern praktisch nichts übrig:
Die Versandtochter Neckermann.de will er an die Börse bringen, von den Immobilien der Warenhaussparte und 74 kleineren Kaufhäusern hat sich Middelhoff im Zuge der Sanierung bereits getrennt; das Geld nutzte er zum Schuldenabbau.
Bleibt noch der restliche Versandhandel mit der Hauptmarke Quelle. Doch auch hier hat Middelhoff bereits Immobilien abgestoßen und den Einkauf zu großen Teilen an ein chinesisches Handelshaus ausgelagert."
Man will ja niemandem zu nahe treten, aber in ihrer jetzigen Konstitution sind die deutschen Versender chancenlos gegenüber Amazon, Ebay und QVC.
Frühere Beiträge zum Thema:
Versender chancenlos? Warum?
Amazon tut sich in den Sortimenten jenseits des Media-Angebotes außerordentlich schwer. Und bei Ebay ist der Absatz von Kühlschränken, Schrankwänden und Polstermöbeln wohl auch eher überschaubar.
Dass bei den Fast-Moving-Goods, wie Büchern, Multimedia, etc. für die Traditionshäuser kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, darf man als These unterstellen (..schaun wir aber mal, wie MyBy sich schlägt).
Dass die Ebays, Woots und Etsys die Nischen für sich reklamieren: Auch klar.
Aber daneben gibt es doch wohl noch eine Menge an Themen, Sortimenten und Bedürfnissen einer breiten Masse, die bedient werden wollen. Insofern sollte man das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.
Ob Deutschland tatsächlich drei große Universalhändler braucht, ist allerdings eine berechtigte Frage.
Kommentiert von: Versandhändler | 21. Juni 07 um 14:25 Uhr
Die kritischen Stimmen von Exciting Commerce sind sicher nicht schlecht, um wichtige Themen auch einmal zu polarisieren. Das ständige Einschlagen auf die dt. Versandhändler ist allerdings langsam etwas nervig.
Sicher sind alle drei genannten Firmen sehr gut aufgestellt im eCommerce - aber ob sie nun die totalen Überflieger sind???
Wenn die Thesen aus diesem Blog die letzte Weisheit sind, müssten die Versandhändler schon alle Pleite sein. Dann sollten Sie aber mal die Umsatzzahlen aus den Geschäftsberichten genauer studieren und mit operativen Leuten aus dem eCommerce Kontakt aufnehmen. Dies könnte Ihnen bestimmt noch ein paar mehr Hintergrundinfos verschaffen und so helfen, Ihr Bild bunter und weniger schwarz/weiß zu zeichnen.
Vielleicht ist es nicht verkehrt, wieder zu einer etwas realistischeren Bewertung des Marktes zurückzukehren. Diese war in den Anfängen von Exciting Commerce für mich deutlich spürbarer.
Kommentiert von: shoppingzweinull | 22. Juni 07 um 17:16 Uhr
Zum einen gehts bei "Exciting Commerce" um die "Zukunft des E-Commerce", für die jetzt die Weichen gestellt werden - und zwar nicht in erster Linie sortimentsseitig, sondern technologisch. Zum anderen wollen und sollten die "Thesen in diesem Blog" nie der Weisheit letzter Schluss sein. Dementsprechend gespannt sind wir natürlich auf die Zukunftsstrategien der Versandhändler.
Kommentiert von: Exciting Commerce | 25. Juni 07 um 01:36 Uhr
Auch wenn ich fest daran glaube, dass die Universaler noch lange Zeit gute Geschäfte machen werden:
Die Zukunftsstrategien der Versandhändler verdienen solche hohen Erwartungen vermutlich nicht. Denn außer die Konzepte und Innovationen anderer zu adaptieren wird von dort nicht viel kommen.
Wie sollte es aber auch?
E-Commerce ist in diesen Konzernen zwar mittlerweile in der Außendarstellung das beste Pferd im Stall und die CEOs schmücken sich abwechselnd mit den Auszeichnungen und Zuwachsraten aus e-/m-/ und t-Commerce.
Aber in den Organisationen, deren visionärem Potenzial und dem gelebten Spirit des Managements hat sich ein Paradigmenwechsel noch nicht nachhaltig vollzogen.
Außer der Verlagerung maßgeblicher Werbebudgets in das Online-Business ist streng genommen in der ersten Dekade eCommerce nicht sonderlich viel passiert. Vor allem nicht in den Hierarchien und in den Köpfen. Die aktuelle Generation der Topmanager starrt mit kindlicher Faszination auf einen Blackberry, der gerade eine Mail empfangen hat und hat erst einmal im Leben online etwas bestellt: Auf dem eigenen Messe-Stand, im Blitzlichtgewitter der Presse.
Hier liegt aber auch der große Unterschied zwischen den Versendern und Amazon/Ebay/Google: Bei letzteren steht Technologie als BusinessEnabler an vorderster Stelle, auch und besonders bei deren Vorständen und in ihren Visionen. Aus der Vermischung von TechNerds, Strategen und Marketern entsteht das besondere Innovationspotenzial, das die Platzhirsche des eCommerce auszeichnet. Nach derselben Formel finden sich vermehrt business-affine IT-Cracks zusammen, um neue Ideen in Form von Startups auf den Markt zu bringen.
Die Universal-Versender können diesem bunten Treiben bisher nur etwas verstört zuschauen und dann hinterherlaufen. Dass sie dank einer (noch) guten Versorgung mit Kapital trotzdem am Markt bestehen, liegt sicher auch daran, dass die Endkunden nicht jede einzelne Wegbiegung der Entwicklungen im eCommerce mitmachen.
Zu technologischen Vorreitern die Standards setzen oder Innovationsführern, die uns alle mit erstaunlichen Lösungen überraschen, werden diese Unternehmen voraussichtlich nie.
Vielleicht müssen sie das aber auch nicht...
Kommentiert von: Versandhändler | 26. Juni 07 um 11:42 Uhr