Dieser Frage geht Jeff Howe, der Erfinder des "Crowdsourcing" Begriffs, in seinem Blog nach:
"My response was two-fold: First, I think it's a straw man set-up, because exploitation implies that the exploited are somehow under coercion, and that's not the case in any crowdsourcing model I've encountered. Vietnamese children work in sweatshops because it's the only game in town. No one's forcing people to contribute to Flickr, Youtube or Digg."
Lesenswerter Beitrag, der den Beteiligten nicht nur einen freien Willen zugesteht, sondern auch klarzumachen versucht, warum man auf diesem Feld mit der rein kommerziellen Denke oft nicht weiterkommt:
"Some of the most interesting debate occurred once the audience chimed in. One questioned whether Flickr should have given a share of their $35 million buyout to their users. The same could be said about Youtube, only Chad Hurley and Steve Chen had a much larger kitty ($1.65 billion) to split. Instead they gave their users this thank you video.
This is the kind of argument that makes a lot of sense so long as you don't think about it for very long."
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[Pflichtlektüre für alle aal-Jünger]
Frühere Beiträge zum Thema:
Ich halte diesen Text aus einem Grund für etwas unglücklich: er vermischt irgendwie 'social software apps' mit 'crowdsourcing' Modellen. Das sind ganz andere Paare von Schuhen. Beim Crowdsourcing werden (soweit ich es verstanden habe) Ineffizienzen in bestehenden Produktions- und Distributionsmodellen 'kannibalisiert', indem alternative Produktions- und Distributionsmodelle gebaut werden, die davon leben, dass viele mitmachen, die es auch für viel weniger als die bisherigen Produzenten und Mittelsmannstrukturen machen. Aber sie machen dennoch letztendlich *wegen* einer Kompensation mit; bei sozialen Anwendungen machen die User in erster Linie für sich selbst mit. Siehe etwa den Unterschied zwischen stock-photography Seiten (ich poste meine Photos um sie - auch für Pfennigbeträge - zu verkaufen) vs. flickr (ich poste meine Photos um zu kommunizieren).
Gerade flickr ist das beste Beispiel dafür, wie viel persönlichen/sozialen/strategischen/... Wert die User daraus ziehen, die meisten bezahlen ja sogar dafür, was im Internet die unwahrscheinlichste Handlung überhaupt ist.
Kommentiert von: aal-Jünger | 06. Juni 07 um 23:49 Uhr
Wikipedia und Digg wären für Dich dann kein Crowdsourcing? Und auch bei Threadless/LaFraise verdienen ja letztlich nur die Gewinner.
Kommentiert von: Exciting Commerce | 06. Juni 07 um 23:59 Uhr
Digg nicht, Wikipedia schon, aber die ist ein noch viel unwahrscheinlicherer, schwer zu reproduzierender Sonderfall (Motivation: ich schreibe für die Ewigkeit) und bei Wettbewerben besteht ja immer die Hoffnung, dass man gewinnen könnte (neben anderen Motiven wie Ausdruck der eigenen Kreativität etc.)
Kommentiert von: markus | 07. Juni 07 um 00:50 Uhr
> "Beim Crowdsourcing werden (soweit ich es verstanden habe) Ineffizienzen in bestehenden Produktions- und Distributionsmodellen 'kannibalisiert'"
Ergänzen würd ich hier Produktentwicklung (einschl. Ideen und Design), Produktverbesserungen, Bewertungen und Customer Support.
Zum Thema Incentives gäbs jetzt auch noch jede Menge zu erzählen, aber wir wollen ja den Rahmen von Jochens Kommentarfeldern nicht sprengen :-)
Kommentiert von: Hannes Treichl | 12. Juni 07 um 00:03 Uhr