Schon ganz ohne Neckermann präsentiert sich die neue Primondo Homepage.
Zu finden ist dort unter anderem auch die Primondo-Studie (PDF) zur "Zukunft des Distanzhandels".
Zu lesen sind darin erstaunliche Sätze, für die man vor kurzem noch mit dicken Versandhauskatalogen beworfen worden wäre:
"Der Distanzhandel lebt, und er boomt mehr denn je.
Allerdings, und hier gibt es keine Zweifel, ist dafür in erster Linie der ungeheure Siegeszug von Internet, E-Commerce und Teleshopping verantwortlich.
Genau so sicher ist, dass in den vergangenen Jahren vor allem die Internet Pure Player von den Zuwächsen profitiert haben, deutlich mehr als die klassischen Universalversender."
Von der Absurdität von Multi-Channel-Strategien
In weiten Teilen ist die Studie ein Riesenschritt nach vorne: Von ihrer Multi-Channel-Manie können und wollen die Katalogversender allerdings immer noch nicht lassen.
Dabei lässt sich vergleichsweise einfach veranschaulichen, wie absurd Multi-Channel-Strategien letztendlich sind:
Denn wäre der Multi-Channel-Versand tatsächlich die Zukunft des Versandhandels, dann wären Amphibienfahrzeuge auch die Zukunft des Autos.
Warum sind aber dann nicht annähernd so viele Amphibienfahrzeuge auf unseren Autobahnen unterwegs wie Multi-Channel-Versender im Internet?
Immerhin: Primondo hat sich zuletzt HSE24 zugelegt und bringt mit Myby erstmals einen reinen Internetversender an den Start.
Aber wer wird 2008 der erste Multi-Channel-Versender, der seinen Katalog abstößt und komplett online-getrieben handelt?
Frühere Beiträge zum Thema:
Meine Beobachtung ist da eine etwas andere: Auch Häufig-Onlinekäufer(innen) schmökern nach wie vor gerne in einem Katalog. Da werden dann Lesezeichen angebracht, dem Partner etc... die Vorauswahl gezeigt und anschließend gemeinsam eine Kaufentscheidung getroffen.
Mein, zugebenermaßen recht vereinfachtes, vorläufiges Fazit daraus: Wer weiss was er möchte, geht am Besten ins Internet und wer shoppen möchte oder noch nicht so recht weiss was er möchte, geht in die Ladenpassage oder schaut sich einen Katalog an.
Hängt natürlich auch etwas vom Artikel ab.
Kommentiert von: shopanbieter.de | 05. Oktober 07 um 13:31 Uhr
Das ist unbestritten. Klarerweise lassen sich auch gute Argumente für Amphibienfahrzeuge finden. Es soll ja sogar Fans geben ;-)
Der Punkt hier ist eher: Wer als Händler mit einem Amphibienfahrzeug im Internet antritt, der muss sich nicht wundern, wenn er dort chancenlos ist.
Das zeigen die bvh-Zahlen inzwischen sehr deutlich.
Kommentiert von: Exciting Commerce | 05. Oktober 07 um 13:39 Uhr
Den Vergleich finde ich ein wenig plump. Die Zukunft der Katalogversender liegt meiner Ansicht nach tatsächlich im Multi-Channel, wenn auch aus anderen Gründen als von den Katalogversendern in Jubelbroschüren verbreitet: Der eigene Online-Shop ist meiner Ansicht nach einfach die einzige Möglichkeit, zumindest einen Teil der Katalogverluste aufzufangen. Insofern erstaunt es mich nicht, dass so ziemlich alle ihr Heil im Multi-Channel sehen. Tatsächlich wechselt ein Teil der Kunden vom Katalog zu Online, aber nicht zu anderen Anbietern, und der ein oder andere Neukunde ist durchaus auch dabei. Dass man mit Multi-Channel, aber mit dem Klotz einer auf per Verkauf per Katalog getrimmten Produkt- und Preisgestaltung sowie Logistik auf Dauer mit reinen Online-Händlern mithalten kann, ist allerdings auch meiner Meinung nach eher ein verzweifelter Wunschtraum.
Kommentiert von: Hansecowboy | 05. Oktober 07 um 15:51 Uhr
Auch ich sehe durchaus eine Daseinsberechtigung für den MultiChannnelVertrieb. Bis auf weiteres kann das Internet das Stöbererlebnis des gedruckten Katalog nicht kompensieren.
Aber ein guter Einwand des Cowboys: Die dahinter stehenden Strukturen müssen dringend aufgebohrt werden. Warum können Otto, Quelle, Neckermann & Co. nicht das, was Amazon schafft? Blitzschneller Versand ist immer noch eines der Hauptargumente für den Erfolg von Amazon.
Bei Otto hat man den Eindruck die Online-Bestellung wird ausgedruckt und in die Post gesteckt, damit dort der über Jahre eingespielte Ablauf nicht durcheinander kommt...
Kommentiert von: Malte | 05. Oktober 07 um 16:20 Uhr
Die Argumentation in der Studie dreht sich m. E. im Kreis, weil das Wunschergebnis da Vater des Gedankens war.
eCommerce wird einfach komplett dem Distanzhandel zugeschlagen (warum ? es gibt durchaus eCommerce im Präsenzhandel, eCommerce in mobilen Variationen), eCommerce wächst, also hat der Distanzhandel Zukunft ...
Man greift sich zudem die mittlere Altersklasse als "Coucher" heraus und freut sich, dass sie im mittleren Alter ist, "höher" gebildet (im Vergleich zu den Älteren ... so ist der Lauf der Welt), mit "höherem" Einkommen (als die Älteren und die Jüngeren... auch nicht verwunderlich) und gerade diese Gruppe nutzt Kataloge (die sie seit 20 Jahren per Post bekommen... ), Online (seit gut 10 Jahren möglich) und auch Teleshopping (kein Kommentar).
Die Studie beantwortet damit nicht die Frage, was denn mit den jüngeren Zielgruppen passiert, die seit 5-10 Jahren durch Online und on Demand Shopping sozialisiert wurden, wenn diese älter werden, höhere Einkommen erzielen usw.
Die werden wohl kaum wie ihre Eltern aus Tradition zum Katalog greifen, schlicht weil sie diese Tradition nicht haben. Es haben sich andere Traditionen herausgebildet und es werden sich auch noch weitere entwickeln - ob da ein klassischer Katalog überhaupt eine Rolle spielt ist m. E. stark zu bezweifeln. Zudem haben viele Zeitschriften in ihrer Anzeigennot dieses Feld besetzt und bilden vielfältige Produktwelten ab, solange ihre Leser dafür auch noch bereit sind, Geld zu bezahlen.
Desweiteren wurden in der Studie Wunschlisten abgefragt, ohne die Kosten zu nennen.
Klar wollen Konsumenten, wenn sie gefragt werden, aufwändigere Kataloge, ausführlichere Beschreibungen, häufiger erscheinende Kataloge, bessere Telefon-Beratung.... jedoch wollen sie nicht DAFÜR bezahlen.
Ganz im Gegenteil ist dank überall verfügbarem Internet über mobile Geräte sogar damit zu rechnen, dass sehr viele Kaufentscheidiungen auch am Point of Sale unterbleiben, weil eine schnelle Recherche zeigt, dass das Produkt "überteuert" ist.
Das wird weiteren Druck auf die Margen ausüben, damit auch der Druck auf die Unternehmen, die Kosten drastisch zu senken, also die Qualität und den Service runterzufahren.
An dieser Mechanik stirbt zunehmend der klassische Distanzhandel und kann kaum etwas dagegen unternehmen.
Kommentiert von: Thomas Wingenfeld | 12. Oktober 07 um 11:19 Uhr