Nach dem Facebook-Coup dieser Woche dürften die unabhängigen Tage von StudiVZ und anderen Regionalablegern endgültig gezählt sein.
Auch wenn manchem diese Denke nachvollziehbarerweise zuwider ist, hat Microsoft den US-Dienst durch seine Mini-Beteiligung so aufgewertet, dass Facebook 2008 problemlos auf Shoppingtour gehen kann und sich die regionalen Facebook-Kopien einverleiben kann:
"The cash injection from Microsoft will also give Facebook funds to invest in new services, buy equipment, make acquisitions and hire engineers." (WSJ)
Da StudiVZ & Co. aufgrund der Facebook-Öffnung inzwischen sowohl technisch als auch konzeptionell hinterherkinken und die lokalen Eigner zwischenzeitlich weder ein Monetarisierungsmodell gefunden haben noch genügend Kapital für die technische Aufrüstung mitbringen, dürfte es für die Investmentmanager von Holtzbrinck & Co. nur natürlich sein, dass sie StudiVZ über kurz oder lang dicht machen und den Nutzerstamm vorher lieber in Facebook einbringen. Vorausgesetzt der Preis stimmt bzw. die Höhe an Facebook-Anteilen.
Abgesehen von Facebook und den StudiVZ-Eignern dürften sich in dieser Woche wohl am meisten Slide, RockYou & Co. ins Fäustchen gelacht haben, also die Dienste, die die Topanwendungen für Facebook entwickeln. Auch ihre Bewertungsträume dürften nun in greifbare Nähe gerückt sein.
[So spannend es ist, die aktuellen Entwicklungen und die Euphorie rund um Facebook zu verfolgen, so hat sich an unserer generellen Haltung ("Facebook erfindet das Internet neu. So what?") nichts geändert: Facebook gehört zwar nicht die Zukunft, es ist aber ein notwendiger und wichtiger Zwischenschritt, um verkrustete Denkstrukturen aufzubrechen.]
Frühere Beiträge zum Thema:
Zwei Korrekturen:
Erstens hat Holtzbrinck ein Monetarisierungsmodell gefunden, Werbung. Klingt doof, aber immerhin sind die Einnahmen so hoch, das StudiVZ Ende des Jahres profitabel sein wird.
Zweitens hat StudiVZ extremen Nutzen für Holtzbrinck aufgrund der Traffic Macht. Holtzbrinck pusht sämtliche anderen Investments extremst durch StudiVZ Werbung und egal, in was sie investieren, bei 2Mio Studenten gibts für jede Nische jemanden.
Davon mal ganz abgesehen: Holtzbrinck und Facebook Anteile??? Wir reden von Holtzbrinck!! :) Klar, großer Verlag etc. aber alles in Deutschland. Facebook spielt in einer ganz anderen Liga (siehe Microsoft, siehe Hedge Fonds). Ich wage ganz stark zu bezweifeln, das Facebook sich mit Holtzbrinck zusammen tun wird.
Im Gegenteil: Facebook hat jetzt die Kriegskassen gefüllt und mit 1-2Mio Marketing Budget können die gut was in Deutschland reissen, ohne irgendwen aufzukaufen. Außerdem würde so ein Aufkauf auch überhaupt nicht zu Facebook passen. Und in meinem Freundeskreis (alles absolut keine Web Menschen) sind so ziemlich alle bei Facebook und zwar AKTIV! Ich denke, Facebooks Wachstum wird mit einer deutschen Version ausreichend sein, um sich die Studenten auf längeren Zeitraum hin zu packen.
Ich denke, wir werden von Facebook einige, technologisch gezielte, Einkäufe sehen (Wie bei diesem Online-Betriebssystem-Startup).
Und bei all dem sollten wir nicht vergessen: Vielleicht macht StudiVZ ja auch noch etwas im Hintergrund?! Who knows, vielleicht basteln sie schon an einer API (okay, eher nicht) aber zumindest an einem Relaunch? Könnte ich mir gut vorstellen.
Wegen Slide und Co: Da sagste was, die lachen sich bestimmt grad wirklich ins Fäustchen :D
Lieben Gruß,
Philipp
Kommentiert von: Philipp | 28. Oktober 07 um 03:48 Uhr
mhhh...
Viel interessanter ist doch, wie schnell die StudiVZ User zu Facebook wandern. Es wandert gerade eine Kampagne durch StudiVZ bei der User sich gegenseitig auf den Pinnwaenden auffordern, zu Facebook zu wechseln. Bin gespannt, ob das zu einem Problem wird. Schaut man sich den Hintergrund und das Image von StudiVZ, Samwer, den Deal, die Spiegelkritik, die SchuelerVZ Markteingaktionen, etc.. an, dankt man sich hinzu, dass die StudiVZ Nutzer allgemein einen recht anspruchsvollen Bildungshintegrund haben, dann kann das schnell das Fass zum Ueberlaufen bringen. ;)
Waer ja interessant, zu sehen wie kollektiv 30 Mio verbrannt werden indem Leute die Community wechseln. Gut, der Mensch ist ein Gewohnheitstier...
Bin gespannt...
Kommentiert von: Christoph | 28. Oktober 07 um 13:52 Uhr
Eine Studivz-Übernahme durch Facebook halte ich auch für extrem unwahrscheinlich, aus den Gründen die Philipp ansprach.
Wenn Facebook endlich mit seiner deutschen Version kommt, wird es interessant sein zu beobachten, wie studivz sich verhalten wird. Ich wette, als Erstes kommt ein Filter, der das Wort Facebook aus studivz rausfiltert. Denn sportlich war man beim studivz noch nie (siehe verwandt.de-kampagne).
Kommentiert von: marcel weiß | 28. Oktober 07 um 14:53 Uhr
was war nochmal bei der "verwandt.de kampagne" ?
Kommentiert von: Jenn | 28. Oktober 07 um 17:01 Uhr
Verwandt.de hatte eine Werbekampagne bei StudiVZ geschaltet, welche verdammt gut lief. Sie wollten verlängern, ging aber laut StudiVZ aus irgendwelchen Gründen nicht... 1 Woche später lief dann auf StudiVZ Werbung für FamilyOne, das Konkurrenzprodukt zu Verwandt.de mit den ehemaligen Investoren von StudiVZ... Ein Schelm, wer böses denkt :)
Kommentiert von: Philipp | 28. Oktober 07 um 20:12 Uhr
Ich kann mir nicht helfen, aber mich erinnert das Ganze sehr an die "guten Erfahrungen", die Bertelsmann mit AOL Europe (http://www.heise.de/newsticker/meldung/23821 ) gemacht hat, aber man wird sehen.
Facebook hat bisher seine Internationalisierung noch nicht aktiv vorangetrieben, dürfte aber einen ähnlichen Weg gehen wie Xing, das sich auch einen regionalen Dienst nach dem anderen einverleibt.
Kommentiert von: Exciting Commerce | 29. Oktober 07 um 01:36 Uhr
Hmm, ich finde den Unterton der ganzen Debatte interessant: Offenbar gibt es eine Menge negative Emotionen in Richtung studiVZ und Holtzbrinck - aber eine völlige Kritiklosigkeit gegenüber Facebook. Bin zwar alles andere als ein studiVZ-Fan, aber dieses Monster Facebook ist mir nicht erst seit der Microsoft-Beteiligung suspekt. Ein lokaler Platzhirsch wie studiVZ ist mir Zweifel immer noch sympathischer als ein US-Monopolist. Von der Sorte Google, eBay & Co. gibt es wahrlich schon genug - da wünscht man sich ja regelrecht, dass die studiVZ-User nicht irgendwann alle wie die Lemminge zu Facebook überlaufen ...
Kommentiert von: Moritz M. Meier | 29. Oktober 07 um 19:19 Uhr
@ Moritz M. Meier
die Microsoft-Beteiligung ist mit 1,6 Prozent ein Witz und zudem sind dort viel mehr Nicht-Amerikaner, als Amerikaner registriert ;)
Außerdem ist Facebook längst kein Netz mehr für Studenten, aber StudiVZ beschränkt sich schon allein mit den Namen auf Studenten, aber was macht man wenn man fertig studiert hat? Die komplette lange gepflegte Profilseite aufgeben und sich beim deutschen langweiligen nicht kostenlosen Xing (für Unternehmer, qualifizierte Kräfte) anmelden?
Lokale Platzhirsche interessieren auch niemanden in einer globalen Welt, denn der Content kommt eh von den Usern des Landes und nicht von irgendein x-beliebigen deutschen Admin! Bei Facebook gibt es deutsche Gruppen und viele Module und Plugins wird man künftig dank freier Schnittstellen auf den deutschen Markt anpassen und das viel besser, als es StudiVZ tut. Aber was bietet StudiVZ groß für Deutschland, außer dass es mit .de registriert ist und auf deutsch ist? Lokale zugeschnittene Angebote sind dort spärlich, die man aber bei Facebook dank sehr frei konfigurierten Profil und Gruppen eh selber einstellen kann.
Folglich sollten die "negativen Emotionen" gegenüber StudiVZ nicht nachlassen und man sollte nichts schönreden, denn so tut man StudiVZ und Holtzbrinck keinen Gefallen. Wenn die nicht langsame mit Innovationen punkten dann ist aus die Maus.
Kommentiert von: Jenn | 31. Oktober 07 um 13:50 Uhr
Passend auch ein Kommentar auf heise.de (http://www.heise.de/newsticker/meldung/98289 ). Die Internationalisierung kommt wohl irgendwie nicht voran. Komisch, wenn es mit facebook eine Plattform mit fortschrittlicherer Technologie gibt. Welche Vorteile hat denn StudiVZ im Vergleich zu facebook (außer viele User in D)? Welchen Vorteil bringt das bei einer Expansion ins Ausland?
Scheint so, dass die eingeschlagenen Strategie nicht so optimal ist. Statt den Fokus auf Expansion zu legen, wäre wohl die Neu- oder Weiterentwicklung der Plattform sinnvoller....
Kommentiert von: e-driven | 01. November 07 um 10:01 Uhr
Ich verfolge die Diskussion mit einiger Spannung, vor allem seitdem sowohl Facebook als auch studiVZ aus den Nutzerdaten Kapital schlagen wollen. Bei beiden haben Nutzer - völlig zurecht - Alarm geschlagen.
Eine Zusammenarbeit von Holtzbrinck mit Facebook halte ich für durchaus denkbar. Denn anders als Philip schrieb ist Holtzbrinck sehr international aufgestellt:
- Die Holtzbrinck-Tochter Macmillan ist eines der größten und angesehensten Verlagshäuser der Welt.
- Bedford/St. Martin’s mit Sitz in Boston und New York ist die erfolgreichste Verlagsneugründung im College-Bereich in den USA in den vergangenen 25 Jahren.
- St. Martin’s Press, 1952 vom englischen Verlag Macmillan Publishers gegründet, ist heute einer der führenden Verlage in den Vereinigten Staaten.
Insgesamt macht die Gruppe laut Geschäftsbericht ca. 48 Prozent des Umsatzes in Deutschland, den Rest international. 22 Prozent des Umsatzes werden in den USA erwirtschaftet.
Ich glaube diese Zahlen zeigen, dass Holtzbrinck durchaus Interesse an einer Beteiligung an Facebook haben könnte. Ob eine Tausch studiVZ gegen Beteiligung an Facebook realistisch ist, werden wir sehen.
Kommentiert von: e-wired | 03. Januar 08 um 16:36 Uhr
Die Mitglieder bei StudiVZ haben da aber sicher auch noch ein Wörtchen mitzureden. Schon jetzt bröckelt die einstige Verbundenheit mit "ihrem" StudiVZ erheblich. Da dürfte uns eine spannende Entwicklung bevorstehen.
Kommentiert von: Anja | 18. Januar 08 um 20:38 Uhr