Seit dieser Woche ist es offiziell: Neckermann, eine der stärksten Versandhandelsmarken in Deutschland, ist quasi wertlos.
Einen dreistelligen Millionenbetrag sollte der Neckermann-Verkauf bringen, mit fünf internationalen Investoren sei zuletzt verhandelt worden. Und der Höchstbietende soll den Zuschlag nun für 0 Euro erhalten. Zugleich darf sich der neue Eigentümer über eine Mitgift von 50 Mio. Euro freuen.
Aus der Pressemitteilung:
"Die operative Führung an neckermann.de wird wie geplant an den neuen Mehrheitseigner abgegeben. Erwerber ist der Finanzinvestor Sun Capital Partners, Florida/USA. Ein Kaufpreis wurde nicht gezahlt. Beide Parteien werden eine Gesellschaft mit Sitz in den Niederlanden gründen und mit jeweils 50 Millionen Euro Eigenkapital ausstatten."
Von Holland aus soll der neue Eigentümer Neckermann nun generalsanieren und, wenn alles gutgeht, den Wert auf 170 bis 300 Mio. Euro steigern.
Wahrscheinlicher dürfte hingegen die endgültige Abwicklung sein und Neckermann über kurz oder lang vom Markt verschwinden.
Frühere Beiträge zum Thema:
Ob das nichtmal zum "Geschenkt ist noch zu teuer" wird...
Kommentiert von: Xenon | 14. Dezember 07 um 13:31 Uhr
Apokalyptische Szenarien sind zwar en vogue, aber immer langsam mit den düsteren Vorahnungen: Wer auch immer vorhätte, neckermann.de abzuwickeln, würde dafür wahrscheinlich nicht erst 50 bzw. 100 Mio investieren, auch wenn's nach holländischem Steuerrecht ist ;o)
Eine Abwicklung liese sich viel schneller, einfacher und vor allem preiswerter als mit einer Übernahme durch weiland branchenerfahrene Finanziers durchführen, die so renditeorientiert denken.
Nach meinem Eindruck bekommen immer mehr Key Player in den drei großen deutschen Versendern langsam aber sicher mit, dass sich die Zeiten, in denen man einfach kiloweise Papierkataloge erfolgreich unters Volk streute, schneller dem Ende zuneigen, als es - und auch das ist wahr - manch einer in ihren eigenen Führungsetagen immer noch betonköpfig glauben will. Und immer mehr kapieren, das der Leading Channel bestimmt nicht "Hauptkatalog" heißen kann.
In den kommenden 2 Jahren wird sich vieles in Hamburg, Frankfurt, Nürnberg und Fürth bzw. Essen radikaler ändern, als das jetzt bisweilen nach außen den Anschein hat. Nur wer hier mutig, sortimentsbewusst und v.a. kundenorientiert nach vorn schreitet, wird überleben. Das Überleben oder die Vitalität dieser Unternehmen hat mit Kaufpreishöhen sehr wenig zu tun, dafür gibt es in der Wirtschaft genügend Beispiele. Ein branchenfremdes Apercu: Für die Brauerei, die heute BIONADE produziert, hätte vor Jahren kein Mensch auch nur einen müden Cent hingeblättert.
neckermann.de darf nur nicht einfach in ihrer Print- und Produkt-Denke weiterwurschteln, als gebe es den Paradigmenwechsel im elektronischen Handel nicht. Die Energie der Leute mit Mut zur Veränderung, die dort arbeiten, würde ich jedoch beileibe nicht unterschätzen.
Kommentiert von: C.C.Baxter | 14. Dezember 07 um 20:08 Uhr
Deswegen ja auch die beiden Szenarien: radikaler Kurswechsel oder Abwicklung. Je nachdem, wer sich durchsetzt.
Kommentiert von: Exciting Commerce | 14. Dezember 07 um 22:43 Uhr