Meg Whitman, Ebay-Frontfrau und unbestrittene Heldin des E-Commerce, tritt Ende März nach 10 Jahren ab. Mit Ebay hat sie den E-Commerce der ersten Generation geprägt wie niemand sonst.
Doch wie geht es weiter? Ist Ebay gerüstet für die Zukunft?
Im Abschiedsinterview bei Techcrunch wird deutlich, dass Ebay noch lange zu den Großen zählen wird. Allerdings fehlen die Ideen und vor allem das Verständnis für das Internet der nächsten Generation.
Ebay fragt sich nicht mehr, was die nächste Web-Generation brauchen könnte (sicher kein Ebay!), sondern vor allen Dingen, wie das bestehende(!) Ebay von den neuen Entwicklungen profitieren könnte.
Ebay sieht sich also nicht mehr als Treiber, sondern wird mehr und mehr zum Follower.
Meg Whitman bringt Ebays großes Verdienst auf den Punkt:
"Pierre´s idea was a really good idea: using the Web to empower regular people and small businesses to do commerce."
Was allerdings, so die Frage, wenn Ebay 2008 nochmal neu starten würde? Hier wird die Antwort lang, aber belanglos. Man würde sich neu erfinden, aber im wesentlichen alles nochmal so machen, nur besser.
Argumentativ verfällt Meg Whitman in das Verhaltensmuster aller Etablierten, die sich an das Bestehende klammern und das Neue skeptisch beäugen:
"Whitman: My view is that, just as in many businesses, brands really matter. There will always be a role for destination sites. Eighty million users come to our destination. I think that will be the vast majority of our future business.
That said, we must be in distributed commerce in the future, taking listings for auctions and Shoppng.com and distributing them to other sites. If they are not going to come to us, we are going to come to them. We are not at all averse to distributed commerce.
Donahoe: In many ways, our buyers will lead us there. We are making it much easier to bring eBay listings to your Facebook page, Myspace page, and shopping listings to various sites. eBay’s unique inventory offers better alternative [than other sources]."
In dieser trotzigen Haltung offenbart sich die Selbstüberschätzung des Etablierten. Denn was sicher niemand braucht, sind "shopping listings" bei Facebook und MySpace.
Doch Meg Whitman ist skeptisch:
"Here is the interesting thing that I wonder about. You look at the tremendous success of Facebook. To my mind there is not a lot of commerce going on in these social networking sites. eBay is a community anchored in commerce. It is a commerce site that built a community around it. What has not been proven is if the reverse can happen and people will go to community sites to do commerce."
Wer auf Beweise wartet, der hat eigentlich schon verloren. Jetzt wäre die Zeit, es auszuprobieren. Wer allerdings mit derart großer Skepsis herangeht, der hat nicht die allerbesten Karten, um wirklich vorne mit dabei zu sein.
Insofern wird es spannend sein zu verfolgen, wer in 10 Jahren das Internet der zweiten Generation ähnlich prägt wie Ebay heute.
Frühere Beiträge zum Thema:
Sehr treffend beschrieben. Eigentlich müssten die Unternehmen aus der Generation des "Web 1.0" ja noch wandlungs- und anpassungsfähig sein. Offenbar ist das aber nicht der Fall, wie man am Denken in Besitzständen von Ebay sehr gut sehen kann.
Kommentiert von: Matthias | 27. Januar 08 um 15:29 Uhr