Letzte Woche hat Louis Vuitton nach langem Zögern einen Online-Shop eröffnet, eigenen Angaben zufolge die zwölfte deutsche Filiale. Ob sich die Nobelmarke mit der eingesetzten Flash-Lösung allerdings einen Gefallen getan hat, ist mehr als umstritten.
Das Bagblog schreibt dazu:
"Was aber überhaupt nicht für eine Luxus-Brand geht, ist die Umsetzung. Einen Online-Shop komplett in Flash … Das sieht sicherlich schön aus - ist aber nicht unbedingt für breitbandlose Käufer gedacht.
Wenn also der geneigte Louis Vuitton Käufer unterwegs mit UMTS surft und kaufen möchte - was dann? Höchst wahrscheinlich dauert der Aufbau der Seite ewig, höchst wahrscheinlich sieht er nicht mal - was er da kauft …
Von Suchmaschinenfreundlichkeit ganz zu schweigen - so wird die Seite sicherlich nie indiziert. Aber braucht Louis Vuitton das überhaupt?
Meine Meinung steht fest: Für Marketingmaßnahmen ist ein Flash-Auftritt sicherlich super geeignet. Für einen Online-Shop muss es nicht unbedingt sein."
Auch das Taschenblog macht das "Flashgedöns" etwas ratlos:
"Was mir bei Luxusmarken öfter auffällt: warum investiert man dort nicht mal ein paar Euro oder Dollar in einen userfreundlichen Webauftritt? Ich verstehe es nicht."
Frage in die Runde: Gibt es unter Verkaufsgesichtspunkten gute Argumente für einen Shop mit Flashlösung bzw. Erfahrungen, was die Konvertierungsraten bei Flash-Lösungen im Vergleich zu herkömmlichen Online-Shops angeht?
Frühere Beiträge zum Thema:
Es ist meiner Meinung nach immer die nabelschauende Innensicht, die zu solchen Sites führt.
Solche Kunden möchten:
- Dass ihr Corporate Font immer und überall durchgezogen wird. Dass es meist Fonts sind, die für den Druck gut, aber für die Bildschirmdarstellung in kleinen Fontgrößen ungeeignet sind, ist egal.
- Dass man ein schönes Querformat mit fester Höhe hat, das ohne Scrolling bedienbar ist. Wenn juckt's wenn wie im Fall von Louis V. der Produkttext auf einer briefmarkengroßen Fläche untergebracht werden muss (die ihrerseits natürlich gescrollt werden muss).
Meine Erfahrung: Die Kombination von französischen Luxuskunden und Stil-Vorgaben aus klassischen Werbeagenturen ist für Webprojekte absolut tödlich.
Kommentiert von: Christian | 16. April 08 um 12:25 Uhr
Aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung ist solch eine Umsetzung eher nicht optimal. Kaum Inhalt in Textform und damit auch keine Ergebnisse in der Trefferliste.
Da bei solchen Marken aber vermutlich kaum auf den Suchmaschinentraffic geachtet werden muss (Das Brand kennt eh fast jeder und findet auch die Seite, wenn eine Kauf- oder Informationsabsicht besteht), ist dieser Punkt vermutlich eher zu vernachlässigen.
Die Übersichtlichkeit ist bei diesem Shop aber irgendwie auch eher mau. Die Navigationsbuttons sind unleserlich. Insgesamt wäre ein umdenken der Marken sicher besser für den Onlineverkauf. Aber das Branding steht wohl im Vordergrund.
Kommentiert von: Nils Bluhm | 16. April 08 um 12:57 Uhr
Mir gefällt es auch nicht so. Die Übersichtlichkeit lässt wirklich zu wünschen übrig, sehr traurig, ich frag mich was man sich dabei gedacht hat..
Kommentiert von: Lilly | 16. April 08 um 13:19 Uhr
Flash scheint für einige immer noch eng verknüpft zu sein mit "Glamour", "Fashion", "edel". Das kommt doch aber wirklich aus längst vergangenen Zeiten.
Usability und Ästhetik halten sich in Bezug auf die Kaufentscheidungen der Kunden in etwa die Waage.
Kommentiert von: a. | 16. April 08 um 13:34 Uhr
Ich denke, der Punkt ist einfach: Die Zielgruppe verzeiht es der Marke.
Mit solch einem Namen kann man sich noch solch große Schnitzer leisten, es tut dem Umsatz kein Abbruch. L&V wird gekauft wegen der Marke. Da spielt alles andere eine untergeordnete Rolle.
Was mir persönlich noch viel wichtiger ist - und das sollte sich kein Shop im Bereich Fashion entgehen lassen - ist das Fehlen des Haptikersatzes. Große Produktdetailfotos auf denen man Farbe und Textil besser erkennen kann.
Aber eCommerce als reine Flashlösung ist prinzipiell, wie schon von anderen gesagt, ein sehr fragwürdiges und riskantes Thema.
Kommentiert von: Daniel Nitz | 16. April 08 um 13:35 Uhr
Flash ist ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck. Genauso wie Stylesheets, AJAX, QuickTime-Filmchen u.ä. Um eine besondere Ästhetik und ein besonderes Erlebnis zu erschaffen, wie es Louis Vuitton bedarf, ist Flash ein optimales Mittel. Denn nur mit HTMLund AJAX kann man diese Ziele nicht oder nur schwer erreichen.
Sicherlich lässt sich kritisieren, dass die Seite nicht Suchmaschinen-optimiert ist und nicht allen Usability-Kriterien entspricht. Aber selbst das lässt sich mit einer Flash-Seite hinkriegen.
Die Meinung von Bagblog, die Seite könnte zu groß sein, zeigt, dass nicht mal nachgeschaut wurde. Die Shop-Startseite ist nur halb so groß wie die aktuelle Startseite von MSN.de.
Ob ein Shop in HTML/CSS/AJAX oder Flash oder einer Mischung aus allem umgesetzt wird, ist eine Frage der Zielsetzung und des Budgets. Louis Vuitton macht sicherlich nicht alles richtig. Aber deshalb gleich auf die Ungeeignetheit von Flash für Shops an sich zu schließen, halte ich für sehr kurzsichtig.
Bei www.sqoops.de zum Beispiel haben wir uns damals entschlossen, eine Mischung aus Flash und HTML zu machen. Es gibt dort sicherlich auch Mängel, doch die Erfahrung hat uns gezeigt, dass diese Mischung gut angenommen wurde und funktionierte. Und darum geht es. Funktioniert es für die Zielgruppe oder nicht.
Kommentiert von: Robert Wünsch | 16. April 08 um 14:35 Uhr
Lieber Robert,
korrekt ich habe nicht geschaut - weil ich nicht die Möglichkeit hatte, es auf einem mobilen Endgerät auszuprobieren. Die Größe mag klein sein - aber die Skalierbarkeit lässt etwas zu wünschen übrigen. Klar - andere Webseiten kann ich auch nur im Zoom verkleinern - aber hier ist es nun mal ein Film...
Eure Seite ist gemischt gebaut - wobei ihr die originären Shopbestandteile in HTML gelassen habt... Präsentation ist das eine - dagegen habe ich auch kein Wort gesagt. Mir ist schon bewusst - dass man mit Flash ein paar schöne Spielereien basteln kann, die man sonst nicht hinkriegt. Mir ging es bei meiner Kritik um einen Shop komplett aus Flash...
Kommentiert von: bagblog.de | 16. April 08 um 15:50 Uhr
Hallo Robert,
du hast das schon richtig festgestellt: Eine Mischung aus HTML und Flash macht das ganze interessant und kann einen "normalen" Shop serh sinnvoll ergänzen.
Nun basiert der L&V Shop nur auf Flash. Und genau das ist der Punkt, den die meisten hier kritisieren.
Kommentiert von: Daniel Nitz | 16. April 08 um 17:26 Uhr
Hi, mir ist bewusst, dass die meisten hier kritisieren, dass LV ausschliesslich auf Flash setzt. Aber genau das halte ich bei LV für gerechtfertigt und angesichts der offensichtlich gewünschten Ästhetik für angebracht. Ich stimme zu, dass die Umsetzung bei LV nicht perfekt ist. Deshalb würde ich LV dennoch nicht davon abraten, ausschliesslich auf Flash zu setzen.
@bagblog: Entschuldige, ich sprach von der Websitegrösse in Speicherbedarf, nicht in Pixelbedarf. Und der ist "normal" im Vergleich mit HTML-Websites. Die Ansicht auf Mobilgeräten habe ich nicht getestet. Wenn LV auf der Höhe der Zeit ist, haben sie sogar eine iPhone-Variante. ;-)
Kommentiert von: Robert Wünsch | 17. April 08 um 00:16 Uhr
"Gibt es unter Verkaufsgesichtspunkten gute Argumente für einen Shop mit Flashlösung?"
Einfache Antwort: Nein. Viele Argumente sind bereits gefallen. Auch kann man kaum noch schnell reagieren. Perlen für die Säue. Auch ich bin ein Freund einzelner Flash-Elemente, die aber nie die Kern-Shop-Mechanik beeinflussen darf.
Kommentiert von: Phil | 17. April 08 um 09:57 Uhr
Mich würde ausserdem interessieren, wie es mit der Kompatibilität von Endgeräten und Flashwebseiten rein statistisch aussieht. Wie ist der Durchschnittsshopper technisch ausgerüstet, besonders im Bezug auf Flash und Pflege seiner installierten Softwares? Und wie erfahren ist der durchschnittliche Vuitton-Shopper, wenn der Flashplayer ein Update braucht, oder der Browser nicht will?
Sollte man vielleicht ausserdem in Betracht ziehen, dass die Zielgruppen von Vuitton und Sqoops warscheinlich unterschiedlicher nicht sein könnten?
Kommentiert von: a. | 17. April 08 um 11:30 Uhr
Vielleicht sollte man die Flash-Lösungen probieren ein bisschen, dann schauen auf die Resultate und dann sich überlegen, ob es sich überhaupt lohnt.
Kommentiert von: Nina | 23. April 08 um 09:30 Uhr
Leider finde ich die Umsetzung nicht so gelungen. ich denke das hätte man anders lösen können. Mit langsamen Internet dauert es eine halbe Ewigkeit die Seite zu öffnen.
Kommentiert von: chuck | 30. April 08 um 11:14 Uhr
Flash und Usability widersprechen sich nicht. Dynamische Inhalte, echtes Deeplinking, SEO, etc. - alles weitesgehend kein Problem mehr mit Flash.
Traurig ist nur, dass alles direkt bestraft wird, was nicht den Standard-Templates der Shopsysteme entspricht. Die Shops in den Innenstädten haben schließlich auch nicht alle das gleiche Regalsystem.
Kommentiert von: Oliver | 30. Mai 08 um 13:04 Uhr
Weiss jemand, wer den Louis Vuitton Flashshop gemacht hat? Mir gefaellt er gut und inzwischen werden die Texte doch auch indiziert.
Kommentiert von: A | 04. April 10 um 14:58 Uhr