Das bewegte Bild gilt vielen immer noch als die Krönung der medialen Schöpfung. Deshalb werden Videokonserven auch im E-Commerce zunehmend beliebter.
Von Bewegtbildproduzenten in Auftrag gegebene Studien verheißen Absatzsprünge durch den Einsatz von Produktvideos, obwohl die Erfahrung aus dem TV-Bereich lehrt, dass Bewegtbild im elektronischen Versandhandel bisher nur dann absatzfördernd wirkt,
- wenn Produkte live präsentiert werden können (Teleshopping)
- wenn die Produktspots extrem penetriert werden können (DRTV)
Zwar gibt es durchaus immer wieder sehenswerte Beispiele, wie man Videos im E-Commerce einsetzen kann (s. die Trendspots von StyleOn oder die Videobeiträge bei Amazon). Allerdings geht es dann meist nicht um direkte Mehrverkäufe, sondern um eine generelle Steigerung der Attraktivität eines Angebots.
Die Frage ist allerdings: Lassen sich, wie immer wieder argumentiert, mit Produktvideos die Absätze direkt erhöhen? Oder anders gefragt: Gibt es Beispiele für erfolgreiche Verkaufsvideos im E-Commerce?
Frühere Beiträge zum Thema:
Seitdem wir Produktvideos verwenden (allerdings nicht ganz so schön wie bei Styleon - die schau ich mir immer gern an!) haben sich die Verkaufszahlen für einige Produkte deutlich verbessert.
Wir zeigen lediglich den Effekt um dem Kunden ein besseren Eindruck vom Produkt zu bieten. Außerdem ist es natürlich - wie bereits angemerkt - ein schönes Feature, welches Kunden zum Wiederkommen einlädt.
So wie Styleon die Videos gestaltet (wann kommen mal neue? ;) ) fördern diese sicherlich den Abverkauf.
Kommentiert von: Nils Bluhm | 28. April 08 um 17:26 Uhr
Hallo Nils,
danke für das Lob. Noch in dieser Woche kommt zumindest 1 neuer Clip. Da habe ich auch mal meine Family eingespannt ;0)
Es ist richtig das unsere Clips zum aufwerten und beschreiben der Artikel gedacht sind. Manchmal reichen ein oder mehrere Bilder einfach nicht aus, um ein Produkt zu erklären oder es dem Kunden ans Herz zu legen.
Außerdem macht es Spaß sie zu drehen und wenn man das ganze nicht zu professionell oder "zu ernst" macht und das eigene Team dabei ist, macht es den Shop auch sympathischer und der Kunde sieht mal ein paar Gesichter die dahinter stehen.
Wir haben in dieser Richtung noch einiges vor und werden dieses Jahr noch ein paar Experimente wagen und sind gespannt auf die Reaktionen unserer Kunden.
bye
Tobi von StyleOn.de
Kommentiert von: Tobi Spill | 28. April 08 um 17:49 Uhr
"Wir haben in dieser Richtung noch einiges vor und werden dieses Jahr noch ein paar Experimente wagen und sind gespannt auf die Reaktionen unserer Kunden."
Genau darauf kommt es an. Der größte holländische Versender Wehkamp hat jetzt ein mittleres Desaster auf Youtube erlebt. Dort wurde ein einfacher Werbeclip platziert. Miserabele Bewertungen, und vor allem null viraler Effekt. Dabei ist die Story von Wehkamp so gut, dass die User selber witzige Youtube-Videos über das Unternehmen drehen.
Die "Sprache" der Webvideos müssen doch alle noch lernen. Teleshopping geht live. Styleon funktioniert auch aus der Konserve, weil die Show gut gemacht ist (ich habe danach mal den Skorpion-Lolly verschenkt).
Solche erklärenden Videos wie bei Myby haben auch einen eigenen Wert, weil sie besser erklären, was man als Technik-Laie nicht sofort versteht [mit Verlaub: da kann man noch besser werden...].
4-seasons-TV von Globetrotter geht einen ganz anderen Weg und packt die Produkte einfach in ein redaktionelles Umfeld. Ist auch Konserve, aber fast gar nicht mehr verkaufs-orientiert.
Ich bin überzeugt, dass wir da noch viele Experimente sehen werden.
Kommentiert von: Martin | 28. April 08 um 20:45 Uhr
Als "Studien in Auftrag gebender Bewegtbildproduzent" (tatsächlich hat targa.tv die GOLDMEDIA-Studie lediglich unterstützt) bin ich natürlich parteiisch; trotzdem eine kurze Anmerkung:
Sofern die Clips direkt am Point-of-Sale, also im eCommerce-Shop nahe am Produkt laufen, treffen Sie dort meist auf Konsumenten, die sich für eine Produktkategorie oder ein konkretes Produkt bereits interessieren und jetzt spezifische Information benötigen, um endgültig die Kaufentscheidung treffen zu können. Dabei steht der deskriptive Charakter von Produktvideos im Vordergrund, wobei es unerheblich ist, ob diese live oder on-demand gesehen werden. Hier geht es nicht um ein Versprechen, sondern bereits dessen Einlösung durch den Anbieter. Der Effekt ist aus unserer Erfahrung durchweg positiv: Der Kunde honoriert diesen "what you see is what you get"-Ansatz durch höhere conversion rates und auch - je nach Kategorie - geringere Retourenquoten.
Je weiter sich der Bewegtbildeinsatz vom PoS entfernt, desto stärker treten emotionale, unterhaltende oder werbliche Komponenten in den Vordergrund: Damit schwindet der unmittelbar verkaufsfördernde Effekt (der dann auch weniger gut messbar ist) zugunsten einer stärkeren, allgemeinen Lockwirkung von Marke oder Produktkategorie - siehe 4-seasons TV.
Ganz abseits affiner Umfelder oder unmittelbarer Transaktionsumgebungen sind Produkt- oder Verkaufsvideos wohl verlorene Liebesmüh - werbliche Inhalte haben dort, in einem vom Konsumenten gesteuerten Nutzungsszenario, kaum eine Chance. Selbst wenn Sie Aufmerksamkeit erzielen, lässt sich diese dennoch nur schwer in unmittelbar zuzurechnende Transaktionen umwandeln - siehe das Beispiel Wehmann.
Bei richtiger Platzierung - am oder nahe dem PoS - ist die Produktinszenierung durch bewegte, vertonte oder moderierte Bilder intensiver, aussagekräftiger und unterhaltender, kann dröge Online-Einkaufserlebnisse deutlich aufwerten und eShops helfen, verlorene Beratungshoheit zurück zu gewinnen.
Die Formatwahl - da gebe ich den anderen Kommentatoren ebenfalls recht - ist sicherlich eine dauerhafte kreative Herausforderung an Produzenten und deren Kunden: Die Balance zwischen Originalität der Inhalte und unmittelbarer Umsatzrelevanz fordert Herz und Hirn. Wenn diese Balance stimmt, geben bewegte Bilder eCommerce massiven Schwung.
Beste Grüße aus Hamburg
Christian Gummig
targa.tv
Kommentiert von: Gummig | 29. April 08 um 14:43 Uhr