In guter alter Tradition liefert Thorsten Boersma weitere Einschätzungen und Detailanalysen zu den neuesten bvh-Zahlen, darunter auch eigene Charts, die zeigen, wie sich die Schere im Versandhandel zunehmend weiter öffnet:
Innerhalb von nur gut 10 Jahren haben sich die Katalogumsätze von knapp 21 Mio. Euro (1998) auf heute gut 11 Mio. Euro fast halbiert. Extremer zu sehen in der Marktanteilsverschiebung:
Für die großen Katalogversender ist der Druck im letzten Jahr noch einmal gestiegen, seit die Katalogumsätze unter die 50% Marke gefallen und 2008 noch weiter gesunken sind. Angesichts der Marktzahlen fast schon erstaunlich, dass bisher noch keiner aufgeben musste.
Marktverschiebungen: Der Versandhandel 2017
Wenn man das Zeitfenster stark vergrößert und die wesentlichen Trends entsprechend fortschreibt, dann ergibt sich - unseren Einschätzungen zufolge - folgender Marktausblick für 2017:
Hierbei handelt es sich um ein eher konservatives Szenario, das vergleichsweise plastisch veranschaulicht, wie der Katalog von mehrerlei Seiten unter Druck gerät.
Die Marktdynamik dürfte allerdings in den kommenden Jahren eher noch zunehmen, weil, wie die bvh-Zahlen, aber auch die letzte ACTA-Nutzeranalyse verdeutlichen, neue Geschäftsmodelle und neue Nutzerschichten dem (elektronischen) Versandhandel zusätzliche Impulse verleihen, während die aktuellen Strategien der großen Katalogversender deren Abwärtsstrudel eher noch verstärken:
- Arcandor lässt die drei Kernfragen weiter offen
- Sales Update: Otto setzt aktiven Schrumpfkurs fort
- Das lange Tal: Neckermann streicht 10% der Stellen
Frühere Beiträge zum Thema:
Wo werden die Umsätze hinzugezählt, die dadurch entstehen, dass die Verbraucher im Katalog die Waren auswählen, dann aber über das Internet des Versenders bestellen?
Für mich persönlich ist das die typische Vorgehensweise bei den Katalogversendern.
Was würde passieren, wenn die ihren Katalog tatsächlich einstampfen?
Kommentiert von: Volker | 11. Juli 08 um 16:17 Uhr
Die Versender wissen ja schon ganz genau auf welchen Kombinationswegen (katalog-internet, Internet-telefon oder wie auch immer) die bstellwege laufen. wenn sich der katalog dann nicht lohnt, wird er schon, siehe neckermann, beim altpapier landen. Nicht zu unterschätzen ist der katalog aber auch als marketinginstrument, das dauerhaft in der wohnung rumlieht, und im vgl zu anderen lösungen extrem günstig.
Kommentiert von: Olafkolbrueck | 13. Juli 08 um 14:29 Uhr
Gerade die erste Aussage wage ich zu bezweifeln. Sie wissen es für ihren bestehenden Kundenstamm - und verallgemeinern diese Erfahrungswerte.
Der Markt wächst aber - wie im Chart schön zu sehen - jenseits der Katalogklientel. Und die Katalogversender vergeben sich die Chancen, auch bei diesen Kundenschichten - mit neuen Geschäftsmodellen - zu punkten.
Ich frage mich, ob die etablierten Versender ein Bild von der typischen Ebay-, Amazon- oder QVC-Kundin haben ...
Kommentiert von: Exciting Commerce | 13. Juli 08 um 15:10 Uhr
Im letzten Chart ist unter anderem die Entwicklung des Versandgeschäft der Hersteller und des stationären Handels aufgezeigt. Beziehen sich diese Zahlen auf die Versendung nach Online- oder nach Katalogbestellung?
Meinen Sie es gibt einen Trend, dass stationäre Händler zunehmend eigene Kataloge rausbringen? (Bsp. H&M)
Kommentiert von: Katrin | 20. Juli 08 um 11:42 Uhr
Die Zahlen für Hersteller/stationäre Händler umfassen alle Versandkanäle (Online, Papier/Katalog, Mobile, etc.)
Bei H&M & Co. sind die Sortimentszyklen so schnell, dass mich wundern würde, wenn sie in großem Stil auf den Katalogversand setzen würden.
Ich gehe davon aus, dass Kataloge künftig eher als Imageträger denn als Abverkaufsmittel genutzt werden.
Kommentiert von: Exciting Commerce | 20. Juli 08 um 11:53 Uhr