Citydropz ("Where fashion people share and shop what's trendy") ist eines der vielen tollen Konzepte, die derzeit im Social Shopping Bereich entstehen. Sie schießen zu Hunderten aus dem Web, und auch wenn sie in ihrer aktuellen Form allesamt zum Scheitern verurteilt sind, ist man doch immer wieder beeindruckt von der Kreativität und dem Ideenreichtum, der hier zutage tritt:
Viele der neuen Konzepte sind eine Schau. Sie punkten wie Citydropz mit einem coolen Namen, ansprechender Gestaltung, tollen Analogien (wie hier die Tropfenlogik) und pfiffigen Einfällen und Ideen vor allem in den Details.
Nur in dem einen, alles entscheidenden Punkt, versagen sie leider komplett: Sie treffen nicht den Nerv der Menschen. Es fehlt ihnen die ultimative Anziehungskraft ("(at)traction"), die nötig wäre, um sie zu einem durchschlagenden Erfolg zu machen. All diese Konzepte sind für die Leute im Bestfall "nice to have", keines von ihnen gibt den ultimativen Kick und macht wirklich süchtig.
Und das ist das Bedauerliche: Denn im Grunde sind all diese Konzepte zu 95% fertig durchdacht und ausgearbeitet. Nur die letzten 5%, nennen wir sie den ultimativen Suchtfaktor, der aber über 100% des Erfolgs entscheidet, der geht ihnen ab. Nun ist es dummerweise so, dass diese 5% nicht das Tüpfelchen auf dem i sind, über die man sich irgendwann Gedanken machen kann, nein, diese 5% sind der alles entscheidende Grundstein, auf dem alles basiert.
Wir bleiben also dabei: Das erste Team, das sich die Mühe macht und dieses (at)traction-Problem von Grund auf löst, wird ähnlich durchschlagenden Erfolg haben wie ein Twitter, ein Facebook und alles, was gerade hip und angesagt ist im Web. Doch aus mittlerweile unzähligen Workshops und Coaching-Sessions wissen wir, wie unendlich schwer sich Entwickler, Designer und Gründer generell damit tun, sich in die Menschen hineinzuversetzen und den richtigen Nerv zu finden. Einfühlungsvermögen ist nicht die Stärke der Webgemeinde.
Warum bringen wir ausgerechnet Citydropz als Beispiel? - Ganz einfach: Citydropz stammt aus Stuttgart. Und wir freuen uns auf das Startup-Weekend in Stuttgart am kommenden Wochenende - und das ultimative Social Shopping Konzept ;)
Mehr spannende Ideen und frische Impulse für den E-Commerce dann auch wieder auf unserer ersten Exceed-Konferenz (formerly known as "Live Shopping Days") am 22./23.3.2012 in Berlin
Frühere Beiträge zum Thema:
- The Fancy: PPR investiert 10 Mio. Dollar in Shopping-Tumblr
- K5: Wie Stylight Frauenherzen höher schlagen lassen will
- Twitter Bagcheck: Wo bleibt ein Twitter für Shopper?
- Fantasy Shopper: Hackfwd startet 2. E-Commerce-Versuch
- Hollrr: Was können Macher vom Hollrr-Aus lernen?
- Pinterest und die neue Ästhetik des Social Shopping
- Hackfwd startet Loved.by, Social Shopping like it's 2005
- Yalook startet Regio-Looks für Deutschlands Metropolen
- Hollrr: Genau so muss ein Twitter für Shopper aussehen!
- Twittoria: What's hot? Was ist gerade cool und angesagt?
- Blippy: Wie müsste ein Twitter für Shopper aussehen?
100% Zustimmung!
Wie heisst es schon so schön im Cluetrain Manifest (1999) "wir sind keine zielgruppen oder endnutzer oder konsumenten. wir sind menschen - und unser einfluss entzieht sich eurem zugriff. kommt damit klar."
D.h. konkret: Jedes Konzept, welches eben nicht den Menschen und seinen Nutzen (und damit das was Jochen als 5% Anziehungskraft/Attraction beschreibt) in den Vordergrund stellt, ist nichts mehr als eine schöne Spielerei und langfristig nicht überlebensfähig.
Der ideale Business-Modell-Ersteller als Persönlichkeit wäre für mich daher ein "geerdeter" Psychologie-Student (60%) mit Programmiererfahrung (20%) und Marketingbackground (20%).
Kommentiert von: Christian Martin | 15. November 11 um 15:24 Uhr
Ein Frauenversteher würde auch schon reichen :)
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 15. November 11 um 15:28 Uhr
Ja, ich stimme auch komplett zu.
Aber es werden eben meist die tollsten Business Cases hin und hergerechnet und noch mal geprüft ob der CPO nicht zu hoch ist - aber es wird niemand befragt, der ein wenig Ahnung von der Psychologie des ganzen hat.
Wir haben mal versucht das bei VCs zu platzieren - als Dienstleistung. Leider wurde das nicht verstanden. Zahlen sind eben einfacher...
Kommentiert von: Markus | 15. November 11 um 15:58 Uhr
Das ist genau das Dilemma. An Menschen mit Menschenkenntnis würde es nicht mangeln, aber an dem schieren Bewusstsein in der Web/Techwelt, dass es bei Webprojekten überhaupt so etwas wie (tiefergehende) Menschenkenntnis braucht.
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 15. November 11 um 16:05 Uhr
Ich glaube so unschuldig sind die Startups auch nicht. Denn häufig wird ja folgendes den VCs vorgestellt:
- Geographische Innovation: Adaption eines Trends auf die jeweilige Region (gemeinhin copycats)
- Hype-Innovation: Geld zieht Geld an. D.h. Man stellt das vor, wonach die VCs gerade dürsten (aktuell alles um mobile, social und location based services)
Was aber die wenigsten machen ist im Rahmen des Business Modells Setups z.B. eine signifikante repräsentative Befragung der Zielgruppe nach Bedürfnissen, Alleinstellungsmerkmalen, Hygiene- und Leistungsfaktoren durchzuführen.
Damit könnte man schon im Vorfeld die Attraction innerhalb der Zielgruppe besser abklopfen und frühzeitig die Langfristigen Potentiale des Business Modells erkennen. Das dann wieder in Zahlen zu übersetzen ist dann eigentlich eine leichte Übung.
Kommentiert von: Christian Martin | 15. November 11 um 20:41 Uhr
Das Thema mit den Befragungen ist wieder typisch männlich - wir versuchen zu analysieren und Fakten aufzustellen.
Käufe verlaufen aber oft ganz anders... es geht um das tatsächliche Gefühl einer Käuferin wenn sie das Produkt der Begierde ansieht. Das ist sehr schwer zu "verstehen" wenn man dieses Produkt nicht selbst absolut will - d.h. man müsste Menschen finden die extrem für etwas brennen und dieses "Feuer" in ihnen müsste man dann in sich selbst "aufsaugen" ;)
Kommentiert von: Roland | 15. November 11 um 22:51 Uhr
@Roland. Stimmt... Und nicht emotional. Und wenn ich tief in meine Gefühlswelten reinhöre, finde ich bei Mode keine große Resonanz - Mann eben.
Was ich verstehe ist aber, wie es sich anfühlt Technik zu kaufen. Und wenn ich mich selbst beobachte wie ich zum Beispiel um ein Smartphone virtuell "rumtiger" und im Laufe der Tage nicht nur der Wunsch des Besitzens sondern auch die scheinbar zwingenden rationalen Gründe für den Besitz wachsen könnte das vielleicht ein Ansatz sein.
Menschen lieben Dinge die sie besitzen. Scheinbar reicht es aber schon sich den Besitz lange genug vorzustellen um eine Beziehung aufzubauen. Der Weg zum Kauf ist ab da dann eine Frage der Zeit.
Ich fürchte allerdings, Frauen ticken hier ein bischen anders, weil die emotionale Mechanik etwas anders aufgebaut ist. Warum machen also so wenige Frauen die Konzepte für eCommerce?
Kommentiert von: Dominik Belca | 16. November 11 um 09:11 Uhr
machen sie, bis ihnen die Jungs "erklären", was Sache ist im E-Commerce.
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 16. November 11 um 14:08 Uhr
@Dominik.
Du hast ja Technik erwähnt und das du es dort nachfühlen könntest. Wo ist denn der Shop bzw. das Konzept im Technikbereich, der dieses so beschworene "(at)traction-Problem" gelöst hat? Ich sehe auch in diesem Bereich keinen, der irgendwas emotionales weckt.
Kommentiert von: Ulli | 17. November 11 um 14:37 Uhr
Ach, wie beruhigend es doch ist sich mit lauter Millionären hier im Furom zu treffen... Seit ihr doch, oder? Ihr kennt ja alle die Tricks und deswegen ist es auch klar über andere zu lästern aber keine sinnvollen Tipps abzugeben
Kommentiert von: Tom | 18. November 11 um 08:44 Uhr
Ich findd es noch geiler, dass hier versucht wird die Frauen im E-Commerce zu verstehen wo wir es doch nicht Mal im wahren Leben geschafft haben :-)
Kommentiert von: Andre | 18. November 11 um 10:28 Uhr
Jochen hatte wohl recht mit seiner Einschätzung... Citydropz is down.
Kommentiert von: Roland | 29. Oktober 12 um 23:45 Uhr
was du nicht alles entdeckst :)
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 29. Oktober 12 um 23:57 Uhr