Muss sich Lukasz Gadowski ernsthafte Sorgen machen ("Und jetzt muss ich Spreadshirt verkaufen, obwohl ich gar nicht will!"), dass er seine Spreadshirt-Anteile bald los ist? Zumindest keine akuten, wenn es nach Accel Partners geht, neben Kennet Partners einer der treibenden VCs bei Spreadshirt.
Im Interview mit Exciting Commerce winkt Harry Nelis von Accel ab: "Spreadshirt wächst weiter stark - und wir freuen uns, auch zukünftig am Wertzuwachs zu partizipieren."
Wir haben den möglichen Spreadshirt-Exit zum Anlass genommen und einmal nachgefragt, wie Accel Partners generell bei seinen Investments vorgeht und wie sie den Markt aus VC-Sicht aktuell einschätzen:
Immer wieder wird über Spreadshirt und einen möglichen Verkauf spekuliert - warum und an wen sollte Spreadshirt im Fall der Fälle idealerweise gehen?
Harry Nelis: Wir als Accel Partners bzw. in unserer Gesellschafterrolle sind der Überzeugung, dass das Management für eine Unternehmung sprechen sollte. Denn wir verstehen unsere Rolle als Unterstützer von Gründern und Management. Gespräche in Gesellschafterkreisen behandeln wir immer vertraulich.
Betreffend manche öffentliche Diskussionen über Spreadshirt und die konkrete Frage können wir nur anmerken, dass wir mit der Entwicklung der Firma und insbesondere der Leistung des Management sehr zufrieden sind. Spreadshirt wächst weiter sehr stark, gewinnt Marktanteile und profitiert von Skaleneffekten. CEO Phil Rooke, den wir für Spreadshirt gewinnen konnten, macht einen hervorragenden Job.
Bei einer stark wachsenden Firma wie Spreadshirt entsteht sehr viel des Wertes über die Zeit. Wir sind mit unserem Investment hoch zufrieden und freuen uns darauf, auch zukünftig am zu erwartenden Wertzuwachs zu partizipieren.
Ob Spreadshirt zu einem späteren Zeitpunkt verkauft wird oder an die Börse geht, kann man zum heutigen Zeitpunkt noch nicht absehen.
Wie hält es Accel Partners generell mit seinen Beteiligungen. Wie lange hält Accel seine Unternehmensbeteiligungen, welche Wachstumsdynamiken werden erwartet? Und wie läuft üblicherweise der Exit?
Wir sind ein sehr langfristig denkender Investor - die durchschnittliche Halteperiode unserer Investments beträgt neun Jahre. Aufgrund des uns alleine für Europa und Israel zur Verfügung stehenden Kapitals (aktueller Fund 530 Millionen US Dollar, insgesamt 1,5 Milliarden US Dollar unter Management) können wir zudem Firmen langfristig finanziell begleiten.
Unser Fokus als Risikokapitalgeber sind stark wachsende Firmen. Firmen mit einem jährlichen Wachstum von unter 20 bis 30 Prozent passen strukturell meistens besser zu Private Equity Firmen, die zusätzlich Fremdkapital einsetzen. Wir investieren ausschließlich Eigenkapital.
Oftmals sind es Gründer, die einen frühen Verkauf der Firma bevorzugen. Denn für diese stellen ihre Firmenanteile zumeist den Großteil ihres Vermögens da. Wir bieten Gründern in solchen Situationen oftmals einen "Secondary" - also einen Teilverkauf ihrer Anteile - an. Das erlaubt den Gründen, Geld "vom Tisch" zu nehmen und weiter ihre Firma zu behalten.
Ob und wann und wie wir einen Exit vornehmen, besprechen wir immer zusammen mit den anderen Gesellschaftern. Hier gilt es jeweils die bestmögliche Lösung für eine Firma zu finden. Aufgrund von sehr vielen Börsengängen und Verkäufen können wir natürlich auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz zurück greifen.
Wie schätzt Ihr aus VC-Sicht momentan den deutschen (E-Commerce-)Markt ein? Wo und in welchen Phasen engagiert Ihr Euch?
Wir sind weiterhin sehr optimistisch, was die Wachstumsperspektiven von E-Commerce in Deutschland betrifft. Hier gibt es sehr viele positive Treiber: Mobile, Tablets, Social, schnelle Internet Verbindungen, innovative Bezahlmöglichkeiten, besseres Targeting etc.
Jede E-Commerce Firma muss sich natürlich die Frage stellen, inwieweit man sich von der Konkurrenz differenziert. Nur so wird man nachhaltig profitabel arbeiten können.
Betreffend die Phase bevorzugen wir die sogenannte Serie A. Wir sind sehr gerne der erste institutionelle Investor in einer Firma. Allerdings hat unser Fund keinen Phasen-Fokus, wir sind "stage agnostic." Wir machen von "Seed" bis "Late Stage" alles.
Bei jedem Investment prüfen wir jedoch unabhängig von der Phase, ob die Firma das Potential hat, einmal mindestens 300 bis 400 Millionen Euro wert zu sein.
Der Facebook-IPO hat gezeigt: Das aktuelle Börsenklima ist rau und auch aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage unwägbar. Was bedeutet das aus Accel-Sicht?
Wir investieren unabhängig von der Börse oder einem potentiellen Bubble. Daher versuchen wir, jedes Jahr eine ähnliche Anzahl von Investments zu machen. Wir fokussieren uns darauf, gute Firmen zu finden. Wenn man Investments im Schnitt neun Jahre hält, ist die Substanz entscheidend.
Derzeit herrscht natürlich viel Unsicherheit über die zukünftige volkswirtschaftliche Entwicklung. Davon abgesehen sind die verschiedenen Entwicklungen - von der Cloud über Internet-fähige Fernseher zur stark steigen Internetpenetration in Schwellenländern - global sehr positiv. Verbunden mit den "Megatrends" Mobile und Social stimmt uns langfristig denkend sehr optimistisch.
Neben Spreadshirt und ShowroomPrive in Europa ist Accel Partners in den USA von Birchbox über Etsy, Groupon, Beachmint, 99Designs oder Modcloth bis hin zu Yardsellr an sehr vielen spannenden E-Commerce-Unternehmen beteiligt.
Unter anderem hat Accel Diapers an Amazon verkauft und bei Bonobos Nordstrom an Bord geholt. Accel Partners war an den Börsengängen von Groupon und Facebook beteiligt. Der geplante Börsengang von Kayak musste bis auf weiteres verschoben werden.
Frühere Beiträge zum Thema:
Kommentare
Abonnieren Sie den Kommentar-Feed dieses Eintrags, um der Konversation zu folgen.