von Matthias Hell
"Heute sieht es so aus, als ob Amazon alles übernehmen würde. Nur: Morgen erfindet ein Konkurrent etwas anderes, und die Situation ändert sich total.
Wir können doch den Fortschritt nicht stoppen. Lasst uns doch alle Möglichkeiten der neuen Technologien ausnutzen."
Der brasilianische Bestseller-Autor Paulo Coelho bläst einmal mehr der Buchindustrie den Marsch. Seit jeher zählt er zu den fortschrittlichsten seiner Zunft. Das beweist er In seinem Blog ebenso wie in einem aktuellen Interview mit der „Zeit“:
„Ich habe über acht Millionen Fans auf Facebook, mein Blog lesen zwei Millionen Menschen im Monat.
Ich kann dort direkt zu meinen Lesern sprechen. Die Verlage haben keine Ahnung davon, wie wichtig so etwas ist.“
Coelho bietet seine Werke immer wieder auch kostenfrei an. Im Mai startete er ein Experiment und bot alle seine Bücher mit Ausnahme des Romans „Der Alchimist“ - für 99 US-Cent zum Download – mit spürbaren Effekten:
„Die 99-Cent-Bücher haben den Alchimisten mitgezogen. Er kletterte die New York Times-Bestsellerliste vom, ich weiß nicht, 39. auf den 7. Platz hinauf.“
Coelho erwartet, dass die Digitalisierung nicht nur das Publishing-Geschäft, sondern auch die Form des Schreibens verändert. An die Stelle des klassischen Intellektuellen trete der „Internetual“:
„Der Internetuelle wird den Stil des Schreibens ändern. Es wird viel gradliniger werden, ohne hohl zu sein. Es wird viel direkter werden, ohne oberflächlich zu werden.
Man muss knapp erzählen und direkt zum Kern der Sache vordringen. Das hält die Imagination des Lesers lebendig.“
Sehr lesenswerte Denkanstöße für alle, die sich für die Zukunft der Buchbranche interessieren.
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