von Matthias Hell
„Traditional publishers must innovate to survive. They must reduce their dependence on the traditional ‘one-to-many’ distribution models that have sustained them in the past and must develop new ‘one-to-one’ or perhaps ‘one-to-few’ models that deliver customized and personalized experiences for their readers.“
Als Wissenschaftsverlag kann Wiley freier mit dem Thema Direktvertrieb umgehen als die meisten Publikumsverlage. Dennoch liefert Wiley-CEO Stephen M. Smith im Interview mit Publishing Perspectives („Reinventing Wiley“) eine Reihe anregender Impulse, die auch branchenweit Geltung besitzen.
Neue Vertriebsmodelle
100 Fans: Eines der spannenderen E-Publishing-Projekte startet die Münchner Verlagsgruppe (u.a. FinanzBuch, riva, Redline): Auf dem Crowdfunding-Portal 100 Fans können Autoren ihre Buchprojekte vorstellen. Finden sich für ein Projekt mehr als 100 Fans, bringt der Verlag das Buch heraus. (via Buchreport: Meldung, Interview)
Endeavour Press: Während Großverlage darüber stöhnen, dass sich mit E-Books kein Geld verdienen lässt, ist das Publishing Startup Endeavour Press bereits profitabel – mit günstigen E-Book-Editionen von vergriffenen Print-Titeln. (via The Observer)
Readmill: Die Berliner E-Reading-Plattform Readmill nimmt von ihrer iOS-only-Strategie Abstand und bietet nun auch eine Android-App an. Der Hintergrund: Statt auf Tablets lesen Nutzer immer mehr auf Smartphones. (via Giga OM)
Discoverability
Subskriptionsdienste: Mit der Dokumenten-Plattform Scribd hat in diesen Tagen ein weiterer Akteur einen E-Book Abo-Dienst gestartet (via Publishers Weekly). Tim Inman stellt in einem Blog-Beitrag für Futurebook die spannende Frage, inwiefern der anhaltende Boom der Subskriptionsdienste auch der Discoverability von Buchtiteln Vorschub leistet:
„At launch Oyster does have a recommendation algorithm built in, and Scribd’s new service integrates with the existing social platform in the site, which also opens up the door to book discovery in new ways. But will either service be able to develop the inherent discoverability-friendly nature of the platform whilst being able to secure the support of big name publishers other than HarperCollins?“
Goodreads hat Nutzerrezensionen gelöscht, die sich nicht genügend auf das betreffende literarische Werk beziehen, und damit eine Kontroverse ausgelöst. Für Giga OM steckt dahinter die Suche nach der richtigen Balance – zwischen Lesern und Autoren, aber auch zwischen eifrigen Rezensenten und eher passiven, aber dafür umso mehr auf stichhaltige Besprechungen angewiesenen Nutzern.
Struktureller Wandel
Selfpublishing hat dem traditionellen Verlagswesen nicht geschadet, sondern vielmehr zu einer willkommenen Belebung geführt, berichtet Forbes unter Berufung auf neue Zahlen des Branchendienstleisters Bowker: Trotz steigender Indie-Verkäufe konnten auch die traditionellen Publisher zulegen. Zudem wurden Autoren- und Preistrends aus dem Selfpublishing-Bereich aufgenommen.
Preisfrage: Als Einzeltitel sind E-Books günstiger als Printtitel. Doch wenn man die geschlossenen E-Book-Ökosysteme oder gar erst den deutlich höheren Beschaffungspreis für Bibliotheken betrachtet, entstehen beträchtliche Mehrkosten, so Wired in einem anregenden Beitrag zum E-Book-Pricing.
Buchhandel im Umbruch
Mayersche: Die Buchkette Mayersche sieht sich als Gegenbild zu kriselnden Filialisten wie Thalia und Weltbild und setzt neben dem selbstgestrickten Oxid-Onlineshop nun auch auf eine eigene Buch-Community und einen eigen-gebrandeten E-Book-Reader. (via Buchreport)
Ocelot: Die 2012 gestartete Berliner Buchhandlung mit Vordenker-Charakter hat ihren flankierenden Onlineshop eröffnet. Die Selbstentwicklung auf The-Bakery-Basis besteht aus einer Mischung aus kuratierten Inhalten, überschaubarer Datenaufbereitung und Multichannel-Services. (via Börsenblatt)
Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).
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Frühere Beiträge zum Thema:
"Ocelot: Die 2012 gestartete Berliner Buchhandlung mit Vordenker-Charakter hat ihren flankierenden Onlineshop eröffnet. Die Selbstentwicklung auf The-Bakery-Basis besteht aus einer Mischung aus kuratierten Inhalten, überschaubarer Datenaufbereitung und Multichannel-Services."
Ist keine Selbstentwicklung, sondern ein Intershop 7. Sieht man ganz gut im Quelltext mit nicht gebrandeten URLs wie "/INTERSHOP/static/WFS/TheBakeryBookstore-Ocelot-Site/-/-/de_DE/branding/TheBakeryBookstore-Ocelot-Anonymous/images/favicon.ico" ...
Kommentiert von: Thomas | 08. Oktober 13 um 11:49 Uhr
sorry, das ist natürlich absolut richtig. Weder Ocelot's Intershop/TheBakery-Shop noch beim Oxid-Shop der Mayerschen handelt es sich um Selbstentwicklungen im eigentlichen Sinn. Ich wollte mit dem missverständlichen Adjektiv nur kenntlich machen, dass beide Händler auf einen eigenen Onlineshop setzen und nicht - wie sonst bei stationären Buchhandlungen üblich - auf die Whitelabel-Lösungen der Grossisten.
Kommentiert von: Matthias Hell | 08. Oktober 13 um 12:18 Uhr
OK, in dem Sinne ist es natürlich eine "Selbstentwicklung" - eben ein richtiger, "eigener" Shop auf Basis einer vollwertigen Commerce-Suite.
Danke für die Erläuterung - da ich mit Online-Buchhandel (außer amazon) sonst nicht viel zu tun habe, waren mir die "Whitelabel-Lösungen" nicht bewusst.
Kommentiert von: Thomas | 08. Oktober 13 um 21:24 Uhr