E-Commerce ist, wenn einem die Vergangenheit den Blick auf die Zukunft verstellt. Um die Zukunft nicht allein im Rückspiegel suchen zu müssen, anhand des kleinsten gemeinsamen Nenners, sondern zukunftsweisende Entwicklungen auch jenseits eingefahrener Branchenraster frühzeitig zu erkennen, lohnt es sich, den Markt auch immer mal wieder anhand alternativer Raster zu sondieren, die das Neue/Neuartige bewusst vom Bekannten trennen - in der Hoffnung, daraus neue Erkenntnisse zu ziehen.
Einer der wesentlichen Treiber im Online-Handel ist gerade der Modemarkt. Wenn man die Mode-Spezialisten, die in den Top 100 Online-Shops (PDF) geführt werden, anhand der drei marktprägenden Kategorien (Online-Spezialisten, Marken/Hersteller und Traditionelle Händler) rastert, ergibt sich für 2012 folgendes Bild:
Die Platzierungen sind nur der Vollständigkeit halber angegeben. Interessant ist vor allem, welche Anbieter jeweils in den drei Töpfen enthalten sind.
Unter den Online-Spezialisten herrscht im Modehandel eine enorme Vielfalt - vom Schnäppchenanbieter bis zum Luxusversender. Auffallend, dass sich gleich 4 Shoppingclubs unter den Top-Shops befinden.
Im mittleren Segment der Marken/Hersteller dominieren im Modebereich die vertikalen Modeanbieter. Da diese in den Top 20 gut, aber in den 100 noch unterrepräsentiert sind, sind sie in der Übersicht ergänzt mit weiteren Anbietern jenseits der Top 100.
Eine Besonderheit ist Spreadshirt, das sich wohl auch bei den Online-Spezialisten einsortieren ließe. Allerdings ist damit zu rechnen, dass sich im Segment der Marken/Hersteller in fünf bis zehn Jahren sehr viel mehr online-getriebene Marken tummeln. In den USA geben Anbieter/Marken wie Bonobos, Modcloth, Warby Parker und andere einen Vorgeschmack darauf. Hierzulande ist Mymüsli eines der ersten guten Beispiele (jenseits der Modebranche).
Eine vierte, wesentliche Kategorie fehlt in dieser Übersicht, weil sie in der Branche umsatzseitig noch nicht erfasst wird, da sie der klassischen Einzelhandelslogik zuwiderläuft: Marktplätze und Aggregatoren wie Smatch, Stylight, Stylefruits & Co., über die auch im Modehandel zunehmend mehr läuft. Doch nicht zuletzt der bvh entwickelt seine Marktzahlen zunehmend in diese Richtung.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Wie Esprit Netrada in den Abgrund zieht - und umgekehrt
- Was, wenn Yoox und Net-a-Porter zusammengingen?
- Smartguy Group macht Sportsprofi zum deutschen Stylepit
- Lodenfrey vs. Theresa: Zwei Nachbarn im Online-Vergleich
- Warum Index Ventures massiv aufs Mode-Geschäft setzen will
- Exchanges #18: Die Online-Modewelt von Asos bis Zalando
Hi,
wo ist denn Amazon.de einsortiert? Meinem Bauchgefühl nach würde ich es doch bei den Onlinespezialisten entweder auf 3 oder eher doch auf 2 positionieren.
vg
Kommentiert von: Bernd | 22. Oktober 13 um 13:26 Uhr
Es ging mir hier vor allem um Versender mit der Kernkompetenz im Modehandel. Deshalb fällt Amazon durchs Raster.
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 22. Oktober 13 um 13:54 Uhr
Drei kleine Anmerkungen:
-Die Aggregatoren wurden in meinen Augen in so eine Gegenüberstellung nicht passen, da dann Umsatz doppelt gezählt werden würde (alle der aufgelisteten Player sind dort vertreten)
-Bei den Marken fehlen einige Player wie Mexx, Street One, Marc O' Polo, etc.
-Wie sind eigentlich die Esprit-Umsätze belegt? Seit Jahren sind diese Umsätze in dem Ranking gigantisch weit vorne (z.B. im Vergleich zu sOliver), die Wachstumssraten auf dem Niveau marktüberdurchschnittlich und die Marke liegt stationär seit Jahren am Boden! Ich halte diese Zahlen für gefälscht.
Kommentiert von: Sabinchen | 23. Oktober 13 um 08:23 Uhr
ich frage mich wirklich, warum zwar "die top 100 Online Shops 2012" als grundlage genannt werden, aber die zahlen von 2011 angegeben werden. zalando z.b. hatte 2012 einen umsatz von ca. 1mrd. euro ( http://t3n.de/news/zalando-verdoppelt-2012-umsatz-431950/ ) ...die angegebenen 412 mio. sind ganz einfach falsch...
Kommentiert von: Karl Stronz | 23. Oktober 13 um 09:53 Uhr
Die Quelle ist im Link angegeben. Die Listen sind auf Basis der 2012er Zahlen erstellt.
Die Zahlen haben EHI, Statista & Co. erhoben. Ich habe bewusst keine Umsatzwerte verwendet, weil ich die Zahlen für nicht valide halte. Im Ranking dürfte es aber einigermaßen hinkommen. Zumindest kann man davon ausgehen, dass das jeweils die Top 10 in den drei Kategorien sind.
Mexx & Co. tauchen nicht auf, weil sie im Ranking weiter unten sind.
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 23. Oktober 13 um 10:18 Uhr
Ich sehe Amazon hier nicht als Aggregator. Es wird direkt bei den Herstellern eingekauft über die Großhandelskanäle (z.b. Esprit) und der Amazon Umsatz ist bei Esprit in den e-Commerce Umsätzen nicht aufgeführt, der Online-Fashion-Umsatz fehlt hier entsprechend.
Wie immer ist davon auszugehen das Amazon weit mehr verkauft als allgemein erwartet wird
Ich frage mich halt was eine Übersicht der Spezialisten wert ist wenn der Generalist nicht enthalten ist aber zu den Top 3 gehört. Das würde auch für Elektro, Spielzeug, & Co gelten.
Kommentiert von: Bernd | 23. Oktober 13 um 13:04 Uhr
So kann man argumentieren. Aber was wäre der Mehrwert? Wenn, dann müsste man eine eigene Kategorie aufmachen von Universalisten, die auch Mode verkaufen, und dort dann Amazon, Ebay & Co. reinpacken, so wie man im Stationären ja auch Karstadt, Kaufhof & Co. nicht als Mode-Spezialisten führen würde, auch wenn sie Mode verkaufen.
Amazon-Modetöchter wie BuyVIP, Javari, Stylebop, etc. würden definitiv in die linke Spalte fallen, wenn sie in den entsprechenden Umsatzregionen wären.
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 23. Oktober 13 um 13:46 Uhr
Falsch: Amazon kauft einen kleinen Teil direkt bei den Herstellern, aber ein großer Teil ist 3rd-Party-Business. Dies trifft übrigens auch teilweise auf Otto und Zalando zu (Umsatz wird also evtl. doppelt gewertet).
Kommentiert von: thorsten | 23. Oktober 13 um 14:36 Uhr
verstehe die Umsatzfixierung nicht. Bewusst tauchen hier im Beitrag nirgendwo Umsätze auf. Es geht ausschließlich darum, die (aus Markt- und Kundensicht!) relevanten Online-Mode-Spezialisten herauszufiltern.
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 23. Oktober 13 um 15:05 Uhr
Interessant ist neben der Segmentierung in Bereiche, gute Idee Jochen, auch die Zahlen der letzten Jahre hinzuzuziehen. So kann man teilweise sehr interessante Entwicklungen sehen.
Und dann kann man die Segmente ja auch wiederrum ändern - Otto&Töchter, Marktplätze, Newcomer, etc.
Kommentiert von: Markus K. | 24. Oktober 13 um 07:45 Uhr
gute Idee, mit einer Art Dynamitätsindex für die Segmente zu arbeiten bzw. Segmente anhand der Dynamiken zu definieren ...
Kommentiert von: Jochen (Exciting Commerce) | 24. Oktober 13 um 14:35 Uhr