von Matthias Hell
„Können wir uns mal kurz bitte darauf einigen, dass das Trägermedium rein gar nichts über die Qualität des Inhalts sagt?“
Souverän kontert Zoë Beck bei CultureMag die im Suhrkamp-Blog erschienene Polemik des Buchgestalters Friedrich Forssman gegen E-Books. Neben ästhetischen Argumenten holt Forssmann darin zu einem Rundumschlag gegen DRM, den strukturellen Wandel für Autoren und Handel sowie mangelnden Datenschutz aus. Ziemlich altbacken, möchte man meinen. Doch die große Resonanz, welche die Polemik u.a. bei Lesen.net erzeugte, zeigt wie sehr sich die E-Publishing-Branche hierzulande noch immer unter Rechtfertigungsdruck fühlt.
Neue Vertriebsmodelle
Readfy: Über die werbefinanzierte Lese-Flatrate von Readfy hatten wir bereits Ende letzten Jahres berichtet. Nun startet die Betaversion der App – nachdem das Düsseldorfer Startup zuvor über 100.000 Euro an Crowdfunding-Geldern einsammeln konnte. (via Wallstreet Journal)
Log.os: Das „Betriebssystem für Literatur“ Log.os gehört zu den spannenderen Konzepten, die derzeit in der deutschen Branche diskutiert werden. Gründer Volker Oppmann hat nun einen Plan vorgestellt, der den Start der Betaversion für Anfang 2015 vorsieht. Crowdfunding soll dabei ebenfalls eine Rolle spielen. (via Börsenblatt)
BoD: Der Selfpublishing-Dienstleister Books on Demand (BoD) will das Potenzial von E-Book-Shorts fördern und hat eine Veröffentlichungsplattform für elektronische Kurztexte gestartet. Mit Hilfe eines HTML5-basierten Editors wird die E-Book-Erstellung dabei vereinfacht (via Buchreport). Im Interview erklärt BoD-Geschäftsführer Florian Geuppert die Motivation hinter dem neuen Dienst:
„Wir haben E-Short aber vom Markt her gedacht: Auf der einen Seite gibt es ein Bedürfnis nach kurzen Texten auf Leserseite. Auf der anderen Seite experimentieren immer mehr Autoren mit kurzen Texten – gerade auch die Newcomer, die die Scheu vor einem großen Werk ablegen können, indem sie sich zunächst an einem kurzen Text versuchen.“
Struktureller Wandel
Audio Books als neuer Boom-Markt: Das Hörbuch-Segment ist 2013 um mehr als 45 Prozent gewachsen und wird dabei von der Amazon-Tochter Audible angetrieben, die im Schnitt rund 1.000 neue Titel pro Monat publiziert. Mit der Audio Book First-Veröffentlichung von Neuerscheinungen hebt Audible das Tempo nun weiter an. (via Good eReader)
Selfpublishing
Verkaufserfolg: Am 29. Januar 2014 stammte zum ersten Mal die gesamte Top Ten der meistverkauften eBooks bei Amazon von verlagsunabhängigen Autoren – ein „Tag für die Geschichtsbücher“, wie Matthias Matting meint. (via Selfpublisherbibel)
Uni-Abschluss: Mit der University of Lancashire im britischen Preston bietet erstmals eine Hochschule einen Master-Abschluss in Selfpublishing an. Einen Master-Studiengang in Publishing gibt es an der Uni bereits länger. Good eReader sieht darin ein Anzeichen für die nachlassende Stigmatisierung von unabhängigen Autoren.
Discoverability
Wallstreet Journal: Mit dem WSJ Book Club hat die US-Zeitung einen neuen, Social-Media-zentrierten Buchclub gestartet. Autoren stellen dabei Werke von Kollegen vor, diskutiert wird per Twitter und in begleitenden Blog-Beiträgen. Der Erfolg von Goodreads und anderen Lese-Communities scheint damit in den USA den Book Clubs neue Impulse zu verleihen.
Vertikale Plattformen: Immer mehr Verlage nutzen themenzentrierte Communities, um die Entdeckbarkeit von Buchtiteln zu erhöhen. Aktuell startet Simon & Schuster die Plattform 250 Words für Business-Bücher (via Digital Book World) sowie Pan Macmillan die Community The Window Seat für weibliche Leser (via Futurebook).
Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).
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