Exciting Commerce

Yoosic tuts: Me-Shops für Musiker, Labels, Radiostationen, dich und mich

MeCommerce rules - auch im Musikbereich: Yoosic, die digitale Musique Boutique, erweitert ihr Vertriebskonzept.

Als Web 2.0 Hub will Yoosic zur ultimativen Verteilstation für Musik unabhängiger Künstler und Labels werden.

Letzte Woche erste Andeutungen in Musiker und Web 2.0:

"Wie toll wäre es da, wenn jeder Musiker, jedes Label einen Downloadshop in die eigene Homepage einbinden könnte. Wenn jeder Musikfanatiker seine Musi-Darlings auf der eigenen Seite verklingeln könnte, ei wie doll wäre das!!!"

In dieser Woche dann die offizielle Ankündigung:

"Yoosic tuts. Und wird allem Musikern, Labels, Clubs, Radiostationen und natürlich Privatpersonen die Möglichkeit geben, eigene kleine Downloadshops auf Yoosic-Basis in die eigene HP einzubinden!!!

Mit den Client-Shops werden Labels, Artists, Clubs, Bands, oder Online- und Offline-Radiostationen von nun an die Möglichkeit haben, ihren eigenen MP3-Online-Shop bei yoosic anzulegen, ihn vom Layout her individuell anzupassen und schließlich in die eigene Homepage zu integrieren.

Welche Downloads wie teuer verkauft werden, bestimmt selbstredend der Anbieter.

Hier an dieser Stelle wird ab sofort über den Fortgang der Arbeiten an den Clientshops berichtet …"

Glückwunsch zu diesem Schritt! Wir bleiben natürlich live dabei ;-)

Yoosic geht damit im Musikhandel den Weg, den Amazon gerade im klassischen E-Commerce einschlägt (s. Me-Shops: Amazon startet aStore-Programm für Affiliates).

Beide Händler bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, eine Auswahl von Produkten in speziellen Shops auf der eigenen Homepage zu verkaufen. Und folgen damit dem Beispiel von Spreadshirt sowie anderen Startups wie ImageKind (Kunstdrucke) und Boardpusher (Skateboarddecks)

Das Sympathische an Yoosic ist, dass sie sich - trotz Miniteams - ihren Pioniergeist bewahrt haben. Bezeichnend die Aussage von Jirka Schäfer im Shopanbieter-Interview auf die Frage "Was war die letzte Optimierungsmaßnahme, die Sie in Ihrem Shop vorgenommen haben (und war sie erfolgreich)?":

"Wir optimieren nicht. Wir innovieren und bringen Musik und Funktionen, die kein anderer hat."

Das ist die Grundeinstellung, die uns imponiert :-) Und deshalb sind wir schon mal gespannt auf das Innovationspotenzial der Yoosic-Clientshops. [Laut Jirka Schäfer werden bis zum offiziellen Launch allerdings noch ein paar Wochen vergehen.]

Frühere Beiträge zum Thema:

• Kleine Händler auf dem Weg ins Web 2.0: Yoosic
• Musikhändler Yoosic im Video-Interview

Doc Searls: Markets are Relationsships

Wie Musikbands ohne Medien auskommen, wenn sie es schaffen eine aktive Beziehung zu ihren Fans aufzubauen, beschreibt Bob Lefsetz in Modern Marketing (Sehr lesenswert!).

Doc Searls greift das Thema auf und ergänzt in seinem Blogeintrag "Markets are Relationships":

"Think of the Web as the ultimate live venue: a vast marketplace where you're out there living, relaxing, relating, practicing and performing, all the time.

Yes, it's also still a static place, with "sites" and "addresses". But blogging and podcasting and instant messaging are among the living parts of the Web. That's where your relationships with your fans will happen, and where they'll grow.

Don't just leave it up to your webmaster to post every day to your website/blog. Do it yourself. (...) If your relationship is going to be direct, and not intermediated, it needs to be personal. That means you have to write as many of those posts as possible. It's not hard, and it doesn't take much time. In fact, it doesn't need to take any more time than it does to write an email or an instant message."

Dieser Rat gilt nicht nur für Musikschaffende.

Ein Blick in Walthers Saftblog zeigt eindrucksvoll, wie man das Prinzip auch als Händler einsetzen kann. Bei keinem anderen Händlerblog ist man so hautnah dabei. Siehe dazu auch den Beitrag "Das Weblog als neue Kommunikationsplattform der Kelterei Walther" bei Robert Basic.

Mehr zum Thema:

• Doc Searls: The Live Web vs. The static Web
• Händlerblogs: Walthers Saftblog im Porträt

Indiestore und der Boom bei E-Commerce-Lösungen für Musiker

Der Musikdienst Mica berichtet über den "Boom bei E-Commerce-Lösungen für Bands und MusikerInnen":

"Mit der zunehmenden Popularität von Musikdownloads aus dem Internet hat auch die Anzahl der Anbieter für E-Commerce-Lösungen für Bands und MusikerInnen zugenommen. So ist vergangene Woche in Großbritannien Indiestore an den Start gegangen.

Das von der Internetagentur 7 Digital angebotene Service will Bands und MusikerInnen den Einstieg in den digitalen Musikmarkt erleichtern und bietet Webshop-Lösungen für KünstlerInnen."

Hypebot, ein Weblog über "the new music industry", stellt in "DIGITAL DIY: Six Download Services That Empower The Artist" einige der Lösungen vor und schreibt über Indiestore:

"UK's 7 Digital seems to offer the most sophisticated solution with variable pricing and the ability to sell in WMA, MP3, or even iPod compatible AAC formats at a superior 192 kps (vs. 128kps).  Their innovations have attracted high profile clients like Queen and Gnarls Barkley."

Interessant an der Indiestore-Lösung ist der spürbare Einfluss von MySpace: Weblogs, Bildergalerien, etc. gehören hier zum Standardangebot, einer Philosophie, der, zumindest was das integrierte Weblog angeht, auch der in Kürze startende Shopify-Dienst folgt.

Musikhändler Yoosic im Video-Interview

Martin Röll hat Jirka Schäfer von Yoosic interviewt, der "digitalen Musique Boutique", die wir kürzlich als einen der deutschen Web 2.0 Pioniere vorgestellt haben.

Yoosic ist es allerdings gerade alles andere als recht, neuerdings in den großen Web 2.0 Topf geschmissen zu werden. Jirka Schäfer erläutert, welche Konzepte und Ideen für ihn Sinn machen. Und wie er vermeiden will, dass Yoosic zur MySpace-Kopie wird.

Von Seiten der kleinen Labels, deren Musik Yoosic vor allem anbietet, bestehe großes Interesse, eigene Musikshops zu eröffnen. Yoosic könnte also zum Beispiel den Spreadshirt-Weg gehen und die Labels - ausgehend von der Yoosic-Basisstation - über entsprechende Satelliten-Shops bedienen.

Wie unlängst im Yoosic-Blog zu lesen, sind Jirka Schäfer und sein Team voller Ideen und haben ein offenes Ohr für Investoren, die diese Ideen mittragen wollen.

Mehr zum Thema:

• Kleine Händler auf dem Weg ins Web 2.0: Yoosic

Musikindustrie fordert Anteile am Live- und Merchandisinggeschäft

Zwei lesenswerte Artikel zur Lage der deutschen Musikindustrie: Weil die klassischen Einnahmen aus dem Tonträgerverkauf wegbrechen, fordert die Branche eine Beteiligung an den Live- und den Merchandisingeinnahmen.

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung beschreibt in einer ausführlichen Analyse (Musik im Netz: Die Zukunft kostet nichts), wie der Musikmarkt heute funktioniert und wie die Plattenlabels zunehmend ihre Existenzberechtigung verlieren, indem ihnen zwei ihrer Hauptaufgaben - die Künstlersuche und der Musikvertrieb - entrissen werden:

"Myspace macht den Labels den letzten Rest an Existenzberechtigung streitig. Die Konsumenten selbst übernehmen den Job, der den Plattenfirmen noch geblieben ist und der einmal ihre eigentliche Aufgabe war: die Auswahl und Einordnung der Künstler.

"Und auch vom zweiten Teil [von der Funktion als Dienstleister] kann man sich allmählich verabschieden. Den Vertrieb übernimmt das Internet, die Labelarbeit jeder selbst.

Nicht jeder, so könnte man natürlich einwenden, möchte das auch, allein schon aus Gründen der Bequemlichkeit also werden die Kunden noch CDs kaufen. Mag sein - es werden nur immer weniger."

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung forderte Michael Haentjes, der Vorsitzende der Deutschen Phonoverbände, dann am Wochenende auch durchaus aggressiv eine Beteiligung an den Live- und Merchandisingeinnahmen ("Wir sind nicht die Melkkuh"; online nur für Abonnenten)

(via Mica)

Das Glück liegt in der Nische

"The Decade the Blockbuster Died" überschreibt Wired-Redakteur Chris Anderson in seinem Longtail-Blog einen Beitrag zum Ende der Massenmärkte. Und untermauert seine These mit eindrucksvollem Zahlenmaterial:

Er hat sich für die USA die 100 meistverkauften Musikalben der letzten 40 Jahre angesehen. Darunter befinden sich nur mehr 2 Alben aus den letzten fünf Jahren (2001 bis 2005). Zum Vergleich: Aus den 90er Jahren stammen 43 der Top 100 Alben.

Nach Jahrzehnten aufgeschlüsselt, sieht die Verteilung wie folgt aus:

Top-Alben der USA
70er Jahre: 27
80er Jahre: 26
90er Jahre: 43
2001 bis 05: 2

Die Verkaufszahlen können mit den enormen Marketingaufwendungen für Topstars wie Madonna & Co. nicht mithalten. "Der Massenmarkt hat ausgedient", schlußfolgert der Mica Musikfilter.

"Das Zeitalter der Hits und Blockbuster neigt sich dem Ende zu. Die Zukunft der Musikindustrie findet in den Nischenmärkten statt."

Gleichzeitig feiern die Indie-Labels in den USA eines ihrer erfolgreichsten Jahre:

"Unabhängige Plattenfirmen haben im vergangenen Jahr ihren Marktanteil in den USA auf 18 Prozent steigern können und damit den höchsten Marktanteil seit mehr als fünf Jahren erreicht." (Mica Filter: "Indie Labels: Mehr Marktmacht durch das Internet)

Weitere Beiträge zu den Perspektiven der Musikindustrie in unserer Rubrik Musikmarkt

Musik-Designer: Erasure mit individuellen MP3-Mixen

Das britische Synthie-Pop Duo Erasure verkauft seine neueste Single "Don´t Say You Love Me" in einer Vielzahl unterschiedlicher MP3-Versionen.

Auf einer speziellen Website können sich Fans aus einer Reihe vorgegebener Tonspuren ihren persönlichen Lieblingsmix zusammenstellen und den kompletten Song dann downloaden.

Nach dem T-Shirt-Designer nun der Musik-Designer ;-)

Mehr zur Idee und zur Umsetzung bei Frank Piller und Sean McManus.

Der Musikmarkt als Seismograph für den Handel

Der Musikmarkt ist ein ganz guter Seismograph für eine Entwicklung, an der auch der restliche Handel nicht vorbeikommen wird.

"2005 war das Jahr in dem viele Bands mit Hilfe des Internets und der Mundpropaganda ihrer Fans den Durchbruch schafften."

So fasst der Mica Filter einen hervorragenden Artikel des britischen Guardian zusammen, der das Grassroots-Phänomen in all seinen Facetten beleuchtet und zeigt, wie die Musik-Fans das Ruder übernommen haben.

Im Prinzip lässt sich der Artikel "Our Tunes" 1:1 übertragen. Ersetzt man Fans durch Kunden und Musikindustrie durch Handel, so lässt sich erahnen, was in den kommenden Jahren auf den Handel zukommt.

Hier wesentliche Ausschnitte aus dem Guardian-Artikel über die Musikindustrie:

"It is hard to pinpoint when things began to go wrong between the major record labels and the music-buying public. All anyone can say with any certainty is that the fun went out of the relationship a while ago.

Maybe it was the record industry's sour-faced approach to illegal file-sharing and downloading. Or perhaps it was the deadening routine of Pop Idolatry and over-hype. Either way, it was hardly surprising when the fans began to seek excitement elsewhere.

Article continues

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This has been the year fans have increasingly taken music into their own hands, rejecting the over-processed diet served up by many major labels in favour of something a little more homemade. In the process they have notched up numerous high-profile successes, including Arctic Monkeys, Arcade Fire, Clap Your Hands Say Yeah, Spinto Band and Nizlopi.

Enabled largely by the internet, bands have been able to record and promote their own music, and fans to revel in it and pass it on - without the aid of major label backing, stylist and towering billboard advertisements.

Furthermore, fans are finding it ever easier to interact directly with their favourite bands, rather than seek nourishment from the insubstantial publicist- approved quotes given in interviews. The result, of course, is that the charts in 2005 have become imbued with a rather joyous and friendly anarchy. (...)

In another example of rapidly augmenting fan power, this year's Christmas No 1 contender is a largely unheard-of band, Nizlopi, singing about driving a JCB. Quite how a formerly niche band could floor the sleigh-belled, gospel-powered might of the major label yuletide offerings is a lesson in humility, hard graft - and the power of the circulated MP3. (...)

Word of mouth - and its hi-tech equivalent, the website link, plays a large part in fan power. As Texas Bob argues: "The record companies didn't count on bands banding together, helping one another out." (...)

For some bands it is not just about the internet - Wakefield upstarts the Cribs have secured a dedicated following by touring their hearts out. (...) So [they] played as many gigs as possible to get themselves known, often just for beer. It was a wily tactic: a fantastic live band, the Cribs swiftly found themselves an enviable reputation. (...)

Fans, he says, do the marketing for you. "They never shut up telling people about you. It's only certain bands [who get that level of devotion], the kind of bands people make a human connection with, people really appreciate the honesty." And their fans are hardcore. (...)

And maybe this is part of it. Weary of stadium rockers with their "let them eat cake" and "where are the groupies?" attitudes who have populated music over the past three decades, fans are pushing their own heroes.

They may not be as pretty as Rachel Stevens, they may not be as well-produced as Boyzone, but they carry with them a fanbase willing to do quite literally anything for them. (...)

Texas Bob would take it one step further: "For so long, bands had to bow down and kowtow to the record companies," he says. "Now you don't need record companies - you have sites where bands can put music out and garner this core group of fans. Fans who will do anything for you. It's the fans who have revolutionised music."

Man muss kein Prophet sein: Es werden die Kunden sein, die den Handel revolutionieren. Oder anders gesagt: Wer braucht den Handel, wenn es Seiten wie Ebay gibt?

Mehr zum Thema:

• 1:0 für die Fans
• Die Musikindustrie, die Fans und das Netz

Die Mitmach-Kultur und die Musikindustrie

Einen lesenswerten Essay zum Thema Mitmach-Kultur und die Musikindustrie hat Gerd Leonhard, Autor von "The Future of Music - Manifesto for the Digital Music Revolution", kürzlich im Branchenmagazin "Musikmarkt" und jetzt auf seiner Website veröffentlicht.

Darin appelliert er unter anderem an die Musikindustrie, sich dem Phänomen "KonsumentInnen werden zu ProduzentInnen" zu öffnen:

"Verabschieden wir uns also von der statischen Vermarktung von Einbahn-Content und dem guten alten, linearen Copyright („dieser Song ist und bleibt für immer dieser Song“) und begrüssen wir das Chaos durch die Teilnahme der User - und das Musik-Business kann sich verdreifachen!"

(via Mica)

Rockbands als Medienkonzerne: U2, Rolling Stones, Grateful Dead

Große Rockbands wie U2, The Rolling Stones oder The Grateful Dead nehmen ihr Schicksal immer öfter selber in die Hand und sind sehr erfolgreiche Medienunternehmer:

"You have to look at U2 less as a band than as a multimillion-dollar, multinational media company, one of the smarter ones around.

"We always said it would be pathetic to be good at the music and bad at the business," said Paul McGuinness, the band's manager since the beginning." (NY Times: "Media Age Business Tips from U2")

Der NY Times Artikel erzählt aktuell am Beispiel von U2, was das Magazin Fortune in einem zeitlosen und immer noch sehr lesenswerten Rolling Stones Porträt schon Ende 2002 beschrieb: 

"The Rolling Stones are an astounding moneymaking machine. Here's how Mick Jagger & Co. have perfected the business model behind the most successful act in rock & roll today." (Fortune: "Inside Rolling Stones Inc."; leider nur noch für Abonnenten abrufbar)

Auch die Überlebenden von "The Grateful Dead" schienen es drauf zu haben, ihre Fans auch nach dem Tod ihres legendären Frontmanns Jerry Garcia bei Laune zu halten:

"The man and the band remain alive for millions of fans, and the once notoriously ad hoc Grateful Dead business operation has become a model for a music industry struggling with the Internet and digital democracy. (...)

"But if you look at where the music business has been forced to go by technology, now it's not about selling records. It's about live shows and inspiring a fan base to be absolutely loyal. Hello? Who did that first? The Grateful Dead." (...)

The Jerry Garcia company and Grateful Dead Productions are separate businesses each generating millions of dollars of revenue a year." (Alle Auszüge aus dem hervorragenden NYT-Artikel "Jerry Garcia: The Man, the Myth, the Area Rug", nachzulesen bei Sevensquared)

Gerade die hoch gelobten "Grateful Dead" erlebten dieser Tage allerdings ihren ersten großen Fan-GAU, als sie ihren Fans verboten, Live-Mitschnitte weiter frei zu verbreiten, eine Praxis, die "The Grateful Dead" lange Zeit stark forcierten. Die Band scheint allerdings die Kurve gerade noch einmal gekriegt zu haben. (Mica: Band signalisiert Einlenken)

Frühere Beiträge zum Wandel im Musikgeschäft:

• Die parallele Musikindustrie: Get up, go and do it yourself

• Und sie bewegt sich doch: Die Musikbranche