Was, wenn hiesige Verwalter von großen Familienvermögen ihre Milliarden nicht weiter im stationären Einzelhandel versenken, sondern sie sehr gezielt in die zügige Entwicklung des Online-Handels stecken würden? Das hatten wir uns in den Exchanges #36 ("Wie kommt der E-Commerce ans große Geld?") gefragt.
Haniel nach dem Metro-Schock
Sehr viel schlechter als mit einer Metro-Gruppe (Media Saturn, Kaufhof, Real) hätte es Haniel die letzten Jahre mit Anteilen in Amazon oder Asos oder mit Investments in Zooplus, Zalando, Westwing & Co. auch nicht treffen können.
Auf der Bilanzpressekonferenz (Video-Mitschnitt) hat Haniel diese Woche in Duisburg die Öffentlichkeit informiert, was man nun, nach dem Verkauf des Tafelsilbers, zu tun gedenkt ("Haniel hält Metro die Treue - und peilt Zukäufe an"):
Quelle: Haniel Investor Update, April 2014 (PDF)"Insgesamt stünden 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung, sagte Gemkow.
Ziel sei es dabei, neue lukrative Geschäftsbereiche abseits des bislang das Portfolio dominierenden Handels zu erschließen.
Zur Ergänzung suche der Konzern nun nicht-börsennotierte, erfolgreiche, mittelständische Unternehmen, die mit Unterstützung von Haniel eine marktführende Rolle erreichen sollen.Einen Bogen machen will Haniel dabei allerdings um Internetfirmen und Start-Ups."
Enkelfähig nennt Haniel etwas doppeldeutig seinen Investmentansatz, der auf vermeintlich Bewährtes setzt und die Zukunft in der Vergangenheit sucht.
Mit diesem neumodischen Teufelszeug will man jedenfalls weiterhin nichts zu tun haben.
Man fragt sich ob solch einer Einstellung immer, wie wohl Gründervater Haniel die Fähigkeiten seiner (Enkels-)Enkel beurteilt hätte.
Wer sonst noch mit seinem (Online-)Schicksal hadert
Mit ihrem (Online-)Schicksal hadert derzeit jedoch nicht nur die Familie Haniel:
- Die Familie Kreke geht mit "Heuschrecken" in die (Online-)Offensive, wirft Ballast ab und will vor allem bei den Lieferanten die Schrauben anziehen.
- Auch die Familie Görtz hat ihre Unabhängigkeit verspielt und wird nun wahlweise Teil von Reno oder zum reinen Spekulationsobjekt.
- Konsequent ins Abseits manövriert sich weiter auch die Familie Otto mit ihrer "Wasch mich, aber mach mich nicht nass"-Strategie ("Forbes bewertet die Otto-Group mit nur noch 3,5 Mrd. Dollar")
Bisher ist im Handel ("Deutsche Handelskonzerne auf E-Commerce-Kurs") einzig die Familie Tengelmann schon über ihren Schatten gesprungen und lässt sich - im Gegensatz beispielsweise zur Familie Otto - auch schon auf sowas Ominöses wie Zalando ein ("Tengelmann und die 20 Mio. Euro Wette auf Zalando").
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